Veranstaltung
Autorenporträt: Paul Maar zum 80. Geburtstag
Lesung und Gespräch mit Dirk Kruse
Vom Lesen und Schreiben
Ein kleines Wesen mit feuerrotem, borstigem Haar, blauen Wunschpunkten, einer Schweinsnase und dem Schalk im Nacken – mit dem Sams erschuf Paul Maar eine der beliebtesten Kinderbuchfiguren überhaupt und erfreut damit schon die dritte Generation Kinder und Eltern. Der in Schweinfurt geborene und im mainfränkischen Dorf Theres aufgewachsene Paul Maar ist einer der erfolgreichsten Kinder- und Jugendbuchautoren im deutschsprachigen Raum. Mit Büchern vom vorlauten und frechen Sams oder Romanen wie „Lippels Traum“ erreichte er Millionenauflagen. Darüber hinaus ist Paul Maar mit seinen Stücken für Kinder der meistgespielte lebende Theaterautor in Deutschland. Zusammen mit seiner Frau Nele Maar, einer Familientherapeutin und ebenfalls preisgekrönten Kinderbuchautorin, lebt er in Bamberg.
Dabei hatte sich Paul Maar ursprünglich der bildenden Kunst zugewandt und an der Kunstakademie Stuttgart Malerei studiert – weshalb er noch heute viele seiner Bücher selbst illustriert. Doch als freier Maler und Kunsterzieher am Gymnasium zog es Paul Maar mehr und mehr zur Literatur und er verfasste ambitionierte Funkerzählungen für Erwachsene. Zum Schreiben für Kinder kam er, als er seinen eigenen Kindern vorlas. „Die Bücher, die ich meinen Kindern damals als Student aus der Stadtbibliothek mitgebracht und vorgelesen habe, gefielen mir alle nicht. Sie waren verstaubt und konventionell und atmeten zum Teil noch den Geist des Dritten Reiches“, sagte Paul Maar in einem Interview und schrieb 1968 mit „Der tätowierte Hund“ sein erstes Geschichtenbuch für Kinder. Von Anfang an zeichnet sich Maars Stil durch Fantasie, Humor und Sprachspielereien aus. Er schrieb aber auch realistische Kinder- und Jugendliteratur wie „Andere Kinder wohnen auch bei ihren Eltern“ und „Kartoffelkäferzeiten“.
Die Kindheit von Paul Maar war alles andere als behütet. Seine Mutter starb kurz nach der Geburt und der Vater, der Krieg und Gefangenschaft erlebt hatte, verbot dem sensiblen Kind das Lesen unter Strafe. Doch sein Großvater, ein unterfränkischer Gastwirt, ermunterte den Buben, Geschichten zu erfinden. In Paul Maars überaus lesenswertem Buch „Vom Lesen und Schreiben“ mit Aufsätzen und Reden zur Kinderliteratur stellt der Autor die These auf, dass die meisten Kinderbuchautoren „eine von der allgemeinen Norm abweichende Kindheit hatten, extremer als andere Kinder: glücklicher oder zerstörter“. Die einen Autoren, etwa Astrid Lindgren, holen sich schreibend diese Glücksmomente ihrer verlorenen Kindheit wieder zurück. Die anderen versuchen sich im Erwachsenenalter eine glückliche Kindheit zu imaginieren und schreibend nachzuschaffen, die sie selbst nie erleben durften. Dazu zählt Paul Maar sich selbst.
In diesem Jahr wird er 80 Jahre alt – Anlass für das Erlanger Poetenfest, in einem Porträt, das sich an jugendliche und erwachsene Besucher richtet, auf sein vielseitiges Schaffen zurückzublicken. Ob als Kinder- und Jugendbuchautor, Illustrator, Theater- und Drehbuchautor, Übersetzer, Comic-Zeichner oder Bühnenbildner – Paul Maars schöpferische Energie ist unermüdlich. Um alle seine Ideen umsetzen zu können, bräuchte es einen 48-Stunden-Tag, wie er selbst einmal bemerkte.
Dirk Kruse
aktuell: Das große Buch von Paul Maar. Oetinger. Hamburg, Jul 2017
Das Sams feiert Weihnachten. Oetinger. Hamburg, 25. Sep 2017
mit Übersetzung in Gebärdensprache
Siehe auch » Barrierefreiheit
Samstag, 26. August, 18:00 Uhr, Markgrafentheater
Eintritt: 5,– / erm. 3,50 Euro