Veranstaltung

Das große Martin Luther-Jahr anlässlich des 500. Jahrestags des Thesenanschlags zu Wittenberg geht natürlich auch am Poetenfest nicht spurlos vorüber. Dabei interessiert auf einem Literaturfestival vor allem der Autor Martin Luther und seine Wirkungen in der Literatur- und Geistesgeschichte. Seine Bibelübersetzung, seine Kirchenlieder, seine zahlreichen Traktate, Polemiken und Predigten trugen wesentlich zur Entstehung des Neuhochdeutschen bei. „Luthers Sprache muss in ihrer wundervollen Reinheit, auch ihres gewaltigen Einflusses halber für Kern und Grundlage der neuhochdeutschen Sprachniedersetzung gehalten werden“, urteilte Jacob Grimm. Auch hat Martin Luther im Werk der großen deutschen Literaten und Philosophen eindrückliche Spuren hinterlassen.
In seinem Buch „Luther im Spiegel“ geht Friedrich Dieckmann, der in diesem Jahr 80 Jahre alt geworden ist und in sämtlichen Feuilletons als einer der vielseitigsten und klügsten Essayisten der Gegenwart gewürdigt wurde, diesen Spuren genau nach. Als der Aufklärer Lessing sich etwa in seinen jahrelangen polemischen Streit mit dem Hamburger Pfarrer Goeze stürzte, tat er das auch im Namen Martin Luthers und präsentierte sich dabei als „Reformator des Reformators“, wie Dieckmann nachweist. Und wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Heinrich Heine „der entschiedene Lutheraner der deutschen Literatur“ gewesen ist. Oder dass Karl Marx den Reformator als „ersten deutschen Ökonomen“ würdigt? Natürlich hat Luther auch einen parodistischen Camouflage-Auftritt in Thomas Manns Roman „Doktor Faustus“. Denn wo der Künstler Adrian Leverkühn einen Pakt mit dem Teufel eingeht, kann der Reformator, der auf der Wartburg ein Tintenfass nach dem Teufel geworfen haben soll, nicht weit sein.
Dirk Kruse

Friedrich Dieckmann: Luther im Spiegel. Von Lessing bis Thomas Mann. Quintus. Berlin, Okt 2016

Sonntag, 27. August, 18:30 Uhr, Orangerie im Schlossgarten
Eintritt frei!

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