Emma Braslavsky
Schon in ihrem Debüt „Aus dem Sinn“ (2007) ging Emma Braslavsky aufs Ganze: Erzählen, das hieß für sie nicht nur die Vermittlung einer Geschichte. Stattdessen entwarf sie ein polyphones Stimmentableau, in dem es um Vertreibung und die sudetendeutsche Minderheit in der DDR ging, gleichzeitig aber um Erinnerung, Gedächtnis und den vielschichtigen Charakter von Wirklichkeit. Nach der virtuos aufgesplitterten Familiengroteske „Das Blaue vom Himmel über dem Atlantik“ (2008), in der sieben Geschwister am Grab der Mutter zusammenkommen und sogar der tote achte Bruder aus dem Off mitmischt, erscheint in diesem Herbst ihr drittes Buch: „Leben ist keine Art, mit einem Tier umzugehen“. Wieder zeigt Braslavsky, die 1971 in Erfurt geboren wurde und seit 1999 als Autorin und Kuratorin aktiv ist, was man mit dem Genre des Romans alles anstellen kann. Allein die Liste der handelnden Personen ist vielversprechend: Da gibt es zum Beispiel die Bruderschaft der falschen Gorillas, einen weißblonden Schönling mit akkuratem Seitenscheitel und den Chefplaner eines Bunkerkomplexes ... Als die Handlung an Fahrt aufnimmt, kommen nicht nur die Liebe und die Frage der Machtausübung in Geschlechterbeziehungen ins Spiel, sondern auch die Frage nach der Verbesserbarkeit der Welt und dem Preis der Erkenntnis. Dass es bei diesen gewichtigen Fragen nicht ohne Humor und Skurrilität geht, versteht sich bei Emma Braslavsky von selbst. (M. A.)
Auszeichnungen u. a.: Franz-Tumler-Literaturpreis, Uwe-Johnson-Förderpreis (2007).
Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Aus dem Sinn“, Roman, Claassen, Berlin 2007
– „Das Blaue vom Himmel über dem Atlantik“, Roman, Claassen, Berlin 2008
– „Leben ist keine Art, mit einem Tier umzugehen“, Roman, Suhrkamp, Berlin, September 2016
Sa, 27.8., 14 Uhr, Orangerie und 16:30 Uhr, Schlossgarten
Website:
www.emmabraslavsky.de