Herta Müller
1953 in Nitzkydorf, im lange Zeit deutschsprachigen Banat in Rumänien geboren. 1973–1976 Studium der Germanistik und Rumänistik in Temeswar, anschließend arbeitete Herta Müller zunächst als Übersetzerin und Deutschlehrerin, wurde jedoch wegen der Weigerung, mit dem Geheimdienst Securitate zu kooperieren, entlassen. Das Erscheinen ihres Erstlingswerks „Niederungen“ wurde in Rumänien jahrelang verhindert. Erst 1982 erschien es nach starken Eingriffen der Zensur, 1984 schließlich in der Originalfassung in Deutschland. Bis zu ihrer Ausreise nach Deutschland im März 1987 hatte Herta Müller in ihrer Heimat Arbeits- und Publikationsverbot. 1989–2001 nahm sie Gastprofessuren an unterschiedlichen Universitäten in England, Amerika, der Schweiz und Deutschland wahr, ihre Bücher wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.
2009 erhielt Herta Müller den Nobelpreis für Literatur. Auch wenn ihre Werke, wie es in der Begründung des Nobelpreiskomitees heißt, „mittels der Verdichtung der Poesie und der Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit“ zeichnen, entwirft sie immer auch eine Utopie dessen, wie es sein könnte. Mit ihren Erfahrungen als Deutsch-Rumänin tritt Herta Müller außerdem dafür ein, der europäischen Idee neue intellektuelle Nahrung zu geben.
siehe auch » Elend und Widerstand, Flucht und Fremde – Aktuelle Lehren aus der deutschen Exilliteratur
Auszeichnungen u. a.: Aspekte-Literaturpreis (1984), Ricarda-Huch- Preis der Stadt Darmstadt (1987), Marieluise-Fleißer-Preis der Stadt Ingolstadt (1989), Kranichsteiner Literaturpreis, Stipendium der Villa Massimo, Rom (1991), Kleist-Preis (1994), Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim (1995), Franz-Kafka-Preis (1999), Carl-Zuckmayer-Medaille (2002), Joseph-Breitbach-Preis (2003), Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung (2004), Berliner Literaturpreis (2005), Würth-Preis für Europäische Literatur, Walter-Hasenclever-Literaturpreis (2006), Ehrengabe der Heinrich-Heine-Gesellschaft, Nobelpreis für Literatur, Franz-Werfel-Menschenrechtspreis (2009), Großes Verdienstkreuz mit Stern, Hoffmann-von-Fallersleben-Preis (2010), Samuel-Bogumil-Linde-Literaturpreis (2011), Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst (2012), Heinrich-Böll-Preis, Friedrich-Hölderlin-Preis Tübingen (2015).
Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Niederungen“, Prosa, Rotbuch, Berlin 1984
– „Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt. Eine Erzählung“, Rotbuch, Berlin 1986
– „Barfüßiger Februar“, Prosa, Rotbuch, Berlin 1987
– „Reisende auf einem Bein“, Rotbuch, Berlin 1989
– „Der Teufel sitzt im Spiegel. Wie Wahrnehmung sich selber erfindet“, Rotbuch, Berlin 1991
– „Eine warme Kartoffel ist ein warmes Bett“, Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1992
– „Der Fuchs war damals schon der Jäger“, Roman, Rowohlt, Reinbek 1992
– „Der Wächter nimmt seinen Kamm. Vom Weggehen und Ausscheren“, Rowohlt, Reinbek 1993
– „Herztier“, Roman, Rowohlt, Reinbek 1994
– „Hunger und Seide“, Essays, Rowohlt, Reinbek 1995
– „Heute wär ich mir lieber nicht begegnet“, Roman, Rowohlt, Reinbek 1997
– „Im Haarknoten wohnt eine Dame“, Collagen, Rowohlt, Reinbek 2000
– „Der König verneigt sich und tötet“, Prosa, Hanser, München 2003
– „Die blassen Herren mit den Mokkatassen“, Hanser, München 2005
– „Atemschaukel“, Roman, Hanser, München 2009
– „Cristina und ihre Attrappe oder Was (nicht) in den Akten der Securitate steht“, Wallstein, Göttingen 2009
– „Lebensangst und Worthunger. Im Gespräch mit Michael Lentz. Leipziger Poetikvorlesung“, Suhrkamp, Berlin 2010
– „Immer derselbe Schnee und immer derselbe Onkel“, Essays, Hanser, München 2011
– „Vater telefoniert mit den Fliegen“, Hanser, München 2012
– „Mein Vaterland war ein Apfelkern. Ein Gespräch mit Angelika Klammer“, Hanser, München 2014
– „Herzwort und Kopfwort“, Essays, Fotografien von J. Vanhöfen, Verlag Thomas Reche, Neumarkt 2016
So, 28.8., 17 Uhr, Markgrafentheater