36. Erlanger Poetenfest — 25. bis 28. August 2016
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Ulrike Almut Sandig

Wenn die Welt aus den Fugen gerät, die alten Ordnungssysteme zerfallen und politische Grenzlinien sich verschieben, verändert sich auch die Poesie. In die neuen Gedichte von Ulrike Almut Sandig haben sich die Erschütterungen der Gegenwart eingeschrieben: die großen Migrationsbewegungen, die im vermeintlichen „Schlauraffenland“ Deutschland auf Staunen, Unbehagen und Xenophobie treffen; die falschen Suggestionen rechtspopulistischer Bewegungen und die fortdauernde Barbarei von Tortur und Folter auch in den Gesellschaften des Westens. In ihren Gedichtbänden „Streumen“ (2007) und „Dickicht“ (2011) hatte Sandig einen ganz eigenen Ton gefunden, der zwischen Kinderlied, romantischer Märchenmelodie und zarter Fantastik changierte. In ihrem neuen Gedichtbuch mit dem fantastisch-surrealistischen Titel „ich bin ein Feld voller Raps verstecke die Rehe und leuchte wie dreizehn Ölgemälde übereinandergelegt“ „irrlichtern“ nun die Kriege nicht nur zwischen den Staaten, sondern auch innerhalb der Familien. So prallen in ihrem Zyklus „Grimm“ die Träume der Märchen und die „Splatter-Albträume“ der mörderischen Wirklichkeit aufeinander. Die 1979 in Großenhain geborene Ulrike Almut Sandig ist in einem Pfarrhaushalt in Nauwalde (Sachsen) aufgewachsen. 2005 schloss sie ein Studium der Religionswissenschaften und der Indologie in Leipzig ab, es folgte 2010 das Diplom am Deutschen Literaturinstitut. In ihren neuen Gedichten werden die Verheißungen der Kinderlieder und Märchenstoffe mit den Schrecken der Gegenwart konfrontiert – daraus entspringt eine unruhige, aufregende Poesie, die von den Verwerfungen unserer Zeitgeschichte handelt. (M. B.)

Auszeichnungen u. a.: Lyrikpreis Meran (2006), Aufenthaltsstipendium in Sydney, Stipendium im Künstlerhaus Lukas Arenshoop (2007), Stipendium im Künstlerhaus Edenkoben (2008), Lessing-Förderpreis, Leonce-und-Lena-Preis (2009), Stadtschreiberin in Helsinki (2010), Märkisches Stipendium für Literatur (2011), Droste-Förderpreis der Stadt Meersburg (2012), Writer in Residence University of Nottingham, England (2015).

Veröffentlichungen (Auswahl):

– „Zunder“, Gedichte, 2005, Neuausgabe Connewitzer Verlagsbuchhandlung, Leipzig 2009
– „der tag, an dem alma kamillen kaufte“, Hörbuch, zus. mit M. Pelny, Connewitzer Verlagsbuchhandlung, Leipzig 2006
– „Streumen“, Gedichte, Connewitzer Verlagsbuchhandlung, Leipzig 2007
– „Flamingos“, Geschichten, Schöffling & Co., Frankfurt a. M. 2010
– „Dickicht“, Gedichte, Schöffling & Co., Frankfurt a. M. 2011
– „Vatertod. Eine Geschichte“, Literatur Quickie, Hamburg 2011
– „Grimm“, Gedichte, Literaturbüro Ostwestfalen-Lippe, Detmold 2015
– „Buch gegen das Verschwinden“, Geschichten, Schöffling & Co., Frankfurt a. M. 2015
– „ich bin ein Feld voller Raps verstecke die Rehe und leuchte wie dreizehn Ölgemälde übereinandergelegt“, Gedichte, Schöffling & Co., Frankfurt a. M., August 2016

Sa, 27.8., 15:30 Uhr, Schlossgarten

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