36. Erlanger Poetenfest — 25. bis 28. August 2016
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Katharina Winkler

„Blauschmuck“ werden die Blutergüsse genannt, die muslimische Frauen durch Schläge ihrer Männer oder Väter auf dem Körper tragen. „Blauschmuck“ heißt auch der eindringliche Debütroman der 1979 in Wien geborenen, in Oberösterreich aufgewachsenen und heute in Berlin lebenden Autorin Katharina Winkler. Darin geht es um die Ich-Erzählerin Filiz, ein kurdisches Mädchen in einem kleinen Dorf in der Osttürkei, das sich mit zwölf Jahren in den ein paar Jahre älteren Yunus verliebt und ihn mit 15 Jahren gegen den Willen ihrer Eltern heiratet. Sie träumt davon, Jeans zu tragen und mit ihm in den Westen zu ziehen. Doch ihr brutaler, sie betrügender Mann und ihre erbarmungslose, dominante Schwiegermutter zwingen sie stattdessen, eine Burka zu tragen. An der prekären Situation ändert auch der Umzug nach Wien nichts. Demütigung, Gewalt und Vergewaltigung gehen für sie weiter. Filiz‘ Leben in einer rückständigen, patriarchalischen Kultur und ihre schrittweise Befreiung daraus sind ein harter Stoff, zumal sie auf einer wahren Begebenheit beruhen. Doch wie Katharina Winkler das erzählt, in einer kargen, eindringlichen und intensiven Sprache, ringt dem Leser große Anerkennung und der Kritik hohes Lob ab. Der Debütroman „Blauschmuck“ verdichtet ein exemplarisches Migrantenschicksal mittels einer Poesie des Schreckens und der Ohnmacht zu einem sprachlichen Kunstwerk von hoher gesellschaftlicher Relevanz. Hier wird das Leben zur Literatur, und das, ohne je dem Kitsch oder Klischee zu verfallen. Der erschütternde Roman stand auf der ORF-Bestenliste und wurde mit dem Bayern 2-Wortspiele-Preis für junge Literatur ausgezeichnet. (D. K.)

Auszeichnung u. a.: Aufenthaltsstipendium Villa Aurora, Los Angeles (2016).

Veröffentlichung:

– „Blauschmuck“, Roman, Suhrkamp, Berlin 2016

So, 28.8., 15:30 Uhr, Schlossgarten

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