Veranstaltung
Zerschnittene Radiergummis, zerstörte Leben – Mobbing in Literatur und Leben
Gespräch mit Astrid Frank (Autorin), Brigitte Hamacher (psychologische Beraterin und Coach) und Wolfgang Kindler (Lehrer und Autor, Experte in der SAT1-Sendung „Schluss mit Mobbing“)
Moderation: Florian Felix Weyh, Lesung: Markus Hoffmann
Ein Happyend schließt Astrid Frank in ihrem Jugendroman „Unsichtbare Wunden“ von vornherein aus: Die dreizehnjährige Heldin, die wir aus Tagebuchaufzeichnungen kennenlernen, ist zu Beginn des Buches schon gestorben. Kein Suizid, kein Mord, sondern ein Reitunfall, dessen Begleitumstände allerdings Fragen aufwerfen: Ohne ein vorangegangenes Mobbing wäre es nie so weit gekommen. Ohne Mobbing wäre das aufgeweckte Mädchen noch am Leben.
Immer wieder zeigt sich Mobbing als eindrucksvolles Thema der Literatur, doch ständig ist es im täglichen Leben präsent. Gemobbt wird in Schulen, in Büros, in Vereinen – einfach überall, wo Menschen Gruppen bilden. Selten hat das für die Mobbenden Folgen, für die Gemobbten aber schon. Die Suizidrate ist hoch, gesundheitliche Schäden sind häufig, von den psychischen Belastungen ganz abgesehen.
Da mobbt eine Bundestagsabgeordnete jahrelang ihre Mitarbeiter. Alle wissen es, niemand greift ein, bis diese Abgeordnete schließlich über ein anderes Fehlverhalten stolpert. Auch beim Münchner Amoklauf wurde über eine Mobbingopfer-Biografie des Täters spekuliert. Ein direkter Zusammenhang zwischen Mobbing und exzessiven Gewalttaten als Reaktion lässt sich gewiss nicht ziehen. Aber die gefährliche, destruktive Gewaltspirale, wie sie bei vermeintlich harmlosen, doch permanenten Zurücksetzungen und Hänseleien entsteht, birgt ein hohes Risiko. Irgendwann entgleitet dieser Prozess jeder Kontrolle. Man muss darüber reden, so früh wie möglich – auch im öffentlichen Raum. (Florian Felix Weyh)
Astrid Frank: Unsichtbare Wunden. Ab 13 Jahren. Urachhaus. Stuttgart, Feb 2016
Wolfgang Kindler/Lioba Pötter: Mobbing gegen Lehrer. Tipps und Strategien zur Selbsthilfe und Prävention. Verlag an der Ruhr. Mülheim an der Ruhr, 2015
Sonntag, 28. August, 15:30 Uhr, Orangerie
Eintritt frei!