36. Erlanger Poetenfest — 25. bis 28. August 2016
Nebenpodium im Schlossgarten. Moritz Rinke im Gespräch mit Verena Auffermann – Foto: Erich Malter, 2006

Veranstaltung


Elend und Widerstand, Flucht und Fremde
Aktuelle Lehren aus der deutschen Exilliteratur

Wilfried F. Schoeller im Gespräch mit Herta Müller

Ihre Biografie kann einen Schlüssel für ein kollektives Geschick bieten. In ihrem Lebenslauf finden sich Daseinsprüfungen, die gegenwärtig Millionen Menschen vor allem aus Nahost und Afrika bestehen müssen. Die Konflikte von Flüchtlingen und ihre Albträume kann man in den Lebens-Bildern von Herta Müller ermessen. Sie stammt von Banater Schwaben ab, geriet früh ins Verdachtsnetz des rumänischen Geheimdiensts Securitate unter dem Diktator Nicolae Ceaușescu, wurde überwacht, behindert und bedroht, sogar noch, nachdem sie 1987 in die Bundesrepublik ausgereist war. Übermächtige Diktatoren und das, was sie erzeugen, die Angst, beherrschen auch unzählige Entheimatete auf ihren Fluchtrouten. In ihrem soeben neu publizierten Essay „Herzwort und Kopfwort“ beleuchtet Herta Müller nicht nur den eigenen Fall. Aus unterschiedlichen biografischen Perspektiven umkreist sie Erfahrungen, die man im Exil fast immer machen muss. Sie kommt auf jene Emigranten zu sprechen, denen die Flucht aus Entmündigung und Repression nur mit großen Verlusten und fragwürdigen Neuanfängen gelang. Herta Müllers literarisches Werk, 2009 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet, eröffnet dem Leser einen immensen Vorrat an Einblicken in die Trümmerexistenz von geflüchteten Menschen überhaupt. Sie hat in dieser Auseinandersetzung einen eigenen virtuosen Stil entwickelt. Sie kämpft mit Leidenschaft auch für die Einrichtung eines Zentrums der deutschen Exilliteratur. Nicht zuletzt, um die historischen Erfahrungen in der gegenwärtigen Diskussion um Flüchtlinge in Europa und deren Integration nutzbar zu machen. (Wilfried F. Schoeller)

Herta Müller: Herzwort und Kopfwort. Mit Fotografien von Jörn Vanhöfen. Verlag Thomas Reche. Neumarkt, Mai 2016

mit Übersetzung in Gebärdensprache

Sonntag, 28. August, 17:00 Uhr, Markgrafentheater
Eintritt: 5,00 / erm. 3,50 Euro

« zurück