Veranstaltung

„Henry James … war der Analytiker des sich verabschiedenden viktorianischen Zeitalters und des heraufziehenden emanzipatorischen 20. Jahrhunderts. (…) Er behandelt seine Themen mit den Augen des Forschers, unbeeinträchtigt von den Gefühlswallungen eines Emphatikers“ – so Verena Auffermann in ihrer im Frühjahr anlässlich seines 100. Todestags erschienenen reich bebilderten Henry James-Biografie. Der amerikanische Schriftsteller, der 1915 aus Protest über die Nichteinmischung Amerikas in den Ersten Weltkrieg die britische Staatsbürgerschaft annahm, wusste genau, was die Menschen antreibt, was sie denken und verbergen, welche Rolle sie gerade spielen. Messerscharfe Beobachtungen über das merkwürdige und rätselhafte menschliche Verhalten prägen sein literarisches Werk, zu dem meisterhafte Romane wie „Eine Dame von Welt“ oder „Washington Square“ gehören. Verena Auffermann lädt den Leser ein, James’ Spuren durch New York und Boston, Florenz, Venedig, Paris oder London zu folgen und erforscht seine familiären Bindungen, besonders zum radikal aufgeklärten Vater und zum berühmten Bruder William James. Vor allem aber zeigt sie Henry James als frühen modernen Autor, der seine Figuren in erkenntnisfördernde Gespräche verwickelt und ihre komplexe Psyche durch treffsichere, oft überraschende Analysen enthüllt. Und sie schreibt über Henry James in der ihr eigenen, unvergleichlichen Art, wie wir sie beim Erlanger Poetenfest seit über zwanzig Jahren aus den Gesprächen mit zahllosen Autorinnen und Autoren kennen: Zurückhaltend, mit wenigen, gründlich überlegten, treffsicheren Worten und mit respektvoller Distanz. Auch Dirk Kruse, der an diesem Abend ihr Gesprächspartner sein wird, ist nicht nur ein Verehrer Auffermanns, sondern selbst ein ausgewiesener Henry James-Kenner.

Verena Auffermann: Henry James. Deutscher Kunstverlag. Berlin/München, Feb 2016

Sonntag, 28. August, 19:00 Uhr, Orangerie im Schlossgarten
Eintritt frei!

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