35. Erlanger Poetenfest — 27. bis 30. August 2015
Nebenpodium im Schlossgarten. Moritz Rinke im Gespräch mit Verena Auffermann – Foto: Erich Malter, 2006

Veranstaltung


70 Jahre Kriegsende – Schatten auf der Seele
Gespräch mit Ute Baur-Timmerbrink (Autorin), Jens Orback (2004–2006 schwedischer Minister für Demokratie-, Integrations- und Gleichstellungsfragen, Generalsekretär der Olof-Palme-Stiftung) und Joachim Süss (Autor und Vorstandsmitglied im Kriegsenkel e. V.)
Moderation: Florian Felix Weyh; Lesung: Markus Hoffmann

Alfred Döblin hat es schon nach dem Ersten Weltkrieg einer Romanfigur in den Mund gelegt: „Der Krieg ist zuende. Dass der Krieg gewesen ist, ist nicht zuende.“

Kriege hinterlassen Spuren – physische in der Landschaft, seelische in den Menschen. Während das Gedächtnis der Landschaft oft erstaunlich schnell getilgt wird – niemand will Kriegsspuren lange ertragen –, sind die psychischen Folgen langwieriger. Wie wir heute wissen, erstrecken sie sich nicht nur auf die unmittelbare Kriegsgeneration, sondern weit darüber hinaus. Täter- und Opfergeschichten werden verschwiegen, wirken aber in die Dynamik des Familienverbands weiter.

Zum 70. Jahrestag des Kriegsendes sind dieses Jahr viele Bücher erschienen, die sich mit den versteckten und verschleppten Spätfolgen des Krieges auseinandersetzen. So spürt der schwedische Autor Jens Orback der Vergewaltigungsgeschichte seiner deutschen Mutter nach, Ute Baur-Timmerbrink beschäftigt sich mit Besatzerkindern und Joachim Süss befragt die Enkel der Kriegsgeneration – die „Nebelkinder“, wie er sie nennt – nach ihren Erfahrungen mit den Traumata der Eltern. Spiegelt sich darin ein überzogener Narzissmus der Nachgeborenen wider, die doch gar nichts mehr erleiden mussten? Oder ist es für ihre Identität – die deutsche insgesamt – immer noch von großer Bedeutung, dass fast jeder familiäre Belastungen mit sich herumträgt?

Ute Baur-Timmerbrink: Wir Besatzungskinder. Töchter und Söhne alliierter Soldaten erzählen. Christoph Links Verlag. Berlin, Mrz 2015
Jens Orback: Schatten auf meiner Seele. Ein Kriegsenkel entdeckt die Geschichte seiner Familie. Übersetzung aus dem Schwedischen von Regine Elsässer. Herder. Freiburg, Apr 2015
Michael Schneider/Joachim Süss (Hrsg.): Nebelkinder – Kriegsenkel treten aus dem Traumaschatten der Geschichte. Mit einer Einführung von Sabine Bode. Europa Verlag. München, Mrz 2015

Sonntag, 30. August, 18:00 Uhr, Markgrafentheater
Eintritt: 5,00 / erm. 3,50 Euro

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