34. Erlanger Poetenfest — 28. bis 31. August 2014
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Sherko Fatah

Wie ist es, wenn vertraute Schreckensnachrichten Gegenstand eines Romans werden? Wenn aus der Entführung eines Deutschen im Irak eine Geschichte von Qual und Folter, Hoffnung und purer Hoffnungslosigkeit wird? Wenn ein geübter Erzähler, wie der Sohn eines irakischen Kurden und einer Deutschen, Sherko Fatah, aus einem dramatischen Entführungsfall einen Text schreibt, der so viel Wahrheit über reale politische Gegebenheiten verrät, wie er sich die literarische Freiheit nimmt, den Stoff nach eigenen Gesetzen zu bearbeiten, dann mag man das einen literarischen Thriller nennen. Aber der Roman enthält weit weniger Fiktion, als es das Genre des Thrillers erlaubt. Sherko Fatah sagt: „Geschichten muss man auf Erden erzählen“ – und das tut er.
Albert ist verwickelt in die Machenschaften von Altertumshändlern. Der Schriftsteller Sherko Fatah lässt Osama fragen: „Ein Mann aus dem Westen kommt hierher, es herrscht Krieg, er fährt durch die Gegend und kümmert sich um alte Steine. Was soll das?“ Osama, der Übersetzer, wird mit dem Leben des deutschen Aussteigers Albert auf eine schreckliche Weise verbunden sein. Mal glaubt man, Albert sei ein Agent, mal ein Unterhändler, jedenfalls wird er zu einer Person, die von den Irakern gekidnappt und auf Pickups durch die Wüste verschleppt und misshandelt wird. Es folgt eine Flucht, die Trennung von Osama, Beschreibungen größter Lebensnot und Angst und darin Reflexionen über die eigene Jugend unter den Fittichen des unerbittlichen Vaters in Ostberlin. Und wieder beginnt ein neuer Tag des Schreckens, der Lebensbedrohung und der Überraschungen. „Der letzte Ort“ ist ein Roman über Krieg und Religion, über Fanatismus und Unverständnis und über die schwierige Freundschaft zweier Männer. (V. A.)
Sherko Fatah wurde 1982 in Ostberlin geboren. Nach den ersten Lebensjahren in der DDR übersiedelte die Familie 1975 über Wien nach Westberlin. Sherko Fatah studierte Philosophie und Kunstgeschichte, seine Romane „Das dunkle Schiff“ und „Ein weißes Land“ standen auf der Shortlist der Leipziger Buchmesse und des Deutschen Buchpreises.
Auszeichnungen u. a.: aspekte-Literaturpreis (2001), Sonderpreis des Deutschen Kritikerpreises (2002), Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil (2007).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Im Grenzland“, Roman, Jung und Jung, Salzburg 2001
– „Donnie“, Erzählung, Jung und Jung, Salzburg 2002
– „Onkelchen“, Roman, Jung und Jung, Salzburg 2004
– „Das dunkle Schiff“, Roman, Jung und Jung, Salzburg 2008
– „Ein weißes Land“, Roman, Luchterhand, München 2011
– „Der letzte Ort“, Roman, Luchterhand, München, August 2014

Sa, 30.8., 14 Uhr, Orangerie und 18 Uhr, Schlossgarten

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