Maruan Paschen
Der dreißigjährige Maruan Paschen, der einmal Koch werden wollte, wechselte von der Küche zum Schreibtisch. Am Bieler Literaturinstitut erlernte er das Schreiben. Paschens Debüt „Kai. Eine Internatsgeschichte“ ist ein rätselhaftes, fernes und versöhnliches Buch. Am Anfang verschwindet das helle Auto der Mutter am Horizont, und damit endet die Verbindung zur gewohnten Welt. Nicht das Schloss, in dem das Internat untergebracht ist, nicht Heinz, der ordentliche und martialische Zimmernachbar, nicht der Lehrer Bohlender sind in diesem Buch die Hauptfiguren. Paschen entdeckt und erkundet die das Schloss umgebende Natur und beschreibt diese Welt wie ein Stück vom verführerisch schönen, wie verführerisch grausamen Paradies. Damit entfernt sich sein Text von den üblichen Internatsgeschichten. Zusammen mit seinen neuen Freunden, insbesondere Kai, führt Paschen seinen Erzähler in diese ihm fremde Welt ein und beschreibt eine Exkursion in das Unheimliche und das Schöne, durchdrungen von Geräuschen und Gerüchen, Gefahr und Ekel. Das Loch, das die Freunde graben, wird zu einem Gang in die Unterwelt. Es ist das Zeichen, dass sich etwas Unerklärliches anbahnt. Pubertäre Liebes- und Gewaltfantasien spielen in dem kurzen Roman eine ebenso beiläufige wie bildmächtige Rolle. Maruan Paschen beschreibt in knappen Sätzen eine Szenerie, die von der Realität weit entfernt ist und sie dennoch an ihrem dunklen Ende fasst. Fremd und verwunschen. (V. A.)
Auszeichnungen u. a.: Exil Literaturpreis „Schreiben zwischen den Kulturen“ der Stadt Wien (2011), Preis der Literaturzeitschrift „entwürfe“ (2012).
Veröffentlichung:
– „Kai. Eine Internatsgeschichte“, Matthes & Seitz, Berlin 2014
Sa, 30.8., 14:30 Uhr, Schlossgarten