Raoul Schrott
Geboren 1964, aufgewachsen in Tunis und Landeck, Österreich, lebt in Irland und Österreich. Raoul Schrott ist Schriftsteller und habilitierter Komparatist, seine Werke sind geprägt von der Zusammenführung des Alten mit dem Neuen. In seinem Gedichtband „Tropen“ schlägt er die Brücke zwischen Naturlyrik und moderner Naturwissenschaft, indem er bekannte Motive aus modernem, physikalisch geschärftem Blickwinkel betrachtet. Für sein aktuelles Projekt „Die erste Erde. Von der Entstehung des Universums bis zur Erfindung der Schrift“ führte Raoul Schrott für den Bayerischen Rundfunk Interviews mit Astrophysikern, um zu diskutieren, inwiefern sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse von der Entstehung der Erde in einem zeitgemäßen Epos umsetzen lassen. (K. M. )
Neben der eigenen schriftstellerischen Tätigkeit hat sich Raoul Schrott 1997 mit einem Paukenschlag auch als Übersetzer zu Wort gemeldet. „Die Erfindung der Poesie“ ist eine Reise zu den ältesten Quellen der Dichtung. Nach seiner Nachdichtung und Neuübersetzung des „Gilgamesh”-Epos und Homers „Ilias“ (Sechste Erlanger Übersetzerwerkstatt 2009) hat er nun mit Hesiods „Theogonie“ einen weiteren Urtext der dichterischen Welterkenntnis ins Deutsche übertragen. Wie im Falle der homerischen Epen steht hinter Hesiods „Theogonie“ eine altorientalische Überlieferungsgeschichte, die in der Übersetzung Schrotts auch einen Gegenentwurf zu seinem Versuch des modernen Epos „Die erste Erde“ bildet. „Wir wissen zwar, dass die alten Mythen nicht mehr stimmig sind – eine andere Geschichte, die uns und die Welt erklärt, gibt es jedoch nicht.“ (A. LS.)
Auszeichnungen u. a.: Stipendium des Landes Tirol (1992), Österreichisches Staatsstipendium (1993), Preis des Landes Kärnten beim Ingeborg Bachmann-Wettbewerb (1994), Leonce-und-Lena-Preis (1995), Rauriser Literaturpreis, Berliner Literaturpreis, Robert-Musil-Stipendium, Friedrich-Hölderlin-Förderpreis (1996), Peter-Huchel-Preis (1999), Joseph-Breitbach-Preis, Mainzer Stadtschreiber (2004), Medienpreis der Guntram und Irene Rinke-Stiftung (2007).
Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Hotels“, Gedichte, Haymon, Innsbruck 1995
– „Finis terrae. Ein Nachlaß“, Roman, Haymon, Innsbruck 1995
– „Tropen. Über das Erhabene“, Gedichte, Hanser, München 1998
– „Bakchen. Nach Euripides“, Novelle, Hanser, München 2000
– „Die Wüste Lop Nor“, Novelle, Hanser, München 2000
– „Tristan da Cunha oder Die Hälfte der Erde“, Roman, Hanser, München 2003
– „Weissbuch“, Gedichte, Hanser, München 2004
– „Handbuch der Wolkenputzerei“, Essays, Hanser, München 2005
– „Homers Heimat. Der Kampf um Troia und seine realen Hintergründe“, Hanser, München 2008
– „Das schweigende Kind“, Erzählung, Hanser, München 2012
Übersetzungen (Auswahl):
– „Bakchen“, nach Euripides, Hanser, München 1999
– „Gilgamesh“, Epos, Nachdichtung und Neuübersetzung, Hanser, München 2001
– Homer: „Ilias“, Hanser, München 2008
– Derek Walcott: „Liebesgedichte“, Insel, Frankfurt a. M. 2010
– „Die Blüte des nackten Körpers. Liebesgedichte aus dem Alten Ägypten“, Hanser, München 2010
– Hesiod: „Theogonie“, Hanser, München, September 2014
Fr, 29.8., 16 Uhr, Markgrafentheater, Bühnenhaus und 19 Uhr, Orangerie