34. Erlanger Poetenfest — 28. bis 31. August 2014
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Silke Scheuermann

Bereits 2001, in ihrem Debüt „Der Tag, an dem die Möwen zweistimmig sangen“ hat die Dichterin Silke Scheuermann die zaghafte Frage aufgeworfen, ob denn das lyrische Subjekt ihrer Gedichte „weltalltauglich“ sei. Diese Frage war in einem Text mit einem barocken Titel versteckt, in dem Gedicht „Weltraumspaziergang an der goldenen Nabelschnur von Hieronymus Bosch“.
Ihr zweites Gedichtbuch „Der zärtlichste Punkt im All“ schien diese Frage unzweideutig positiv zu beantworten. Doch wer dieses poetische Bild vom „zärtlichsten Punkt im All“ näher untersucht, wird feststellen, dass dieser Hinweis auf einen Ort der Zärtlichkeit eingebettet ist in eine dichte Folge von Vorbehalten, von skeptischen Fragen, Zweifeln und Distanzierungen. Dem Glücksversprechen der Bilder von Zärtlichkeit, von Paradiesen und Wundererlebnissen, die Silke Scheuermann in ihre Gedichte einwebt, ist nicht zu trauen. Denn immer sind da auch Ernüchterungen, gegenläufige Bilder von Verlust, Schmerz und Tod.
Silke Scheuermann, geboren 1973 in Karlsruhe, lebt in Offenbach. Sie studierte Theater- und Literaturwissenschaften in Frankfurt a. M., Leipzig und Paris und arbeitete am Germanistischen Institut der Universität Frankfurt a. M. Neben ihren vier Gedichtbänden veröffentlichte sie auch Erzählungen und drei Romane.
Ihr neuer, bereits vorab preisgekrönter Gedichtband „Skizze vom Gras“ steht nun in der Tradition poetischer Kosmogonien, ihre Texte versuchen wie die Weltdeutungen der antiken Dichter Hesiod und Lukrez die Baupläne des Lebens und die Ordnung des Daseins zu erhellen. (M. B.)
Auszeichnungen u. a.: Leonce-und-Lena-Preis (2001), Literaturstipendium der Villa Aurora, Los Angeles, Stipendium der Kunst- und Kulturstiftung Baden-Württemberg (2004), Hermann-Hesse-Literatur-Förderpreis, New York-Stipendium des Deutschen Literaturfonds (2006), Grimmelshausen-Förderpreis (2007), Stipendium der Villa Massimo, Rom (2009), Poetikdozentur Wiesbaden (2012/2013), Stipendium Internationales Künstlerhaus Villa Concordia, Bamberg (2013/2014), Hölty-Preis für Lyrik, Stadtschreiber in Hausach (2014).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Der Tag an dem die Möwen zweistimmig sangen“, Gedichte, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2001
– „Der zärtlichste Punkt im All“, Gedichte, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2004
– „Reiche Mädchen“, Erzählungen, Schöffling & Co., Frankfurt a. M. 2005
– „Jahrbuch der Lyrik“, Hrsg. zus. mit C. Buchwald, S. Fischer, Frankfurt a. M. 2007
– „Die Stunde zwischen Hund und Wolf“, Roman, Schöffling & Co., Frankfurt a. M. 2007
– „Über Nacht ist es Winter“, Gedichte, Schöffling & Co., Frankfurt a. M., 2007
– „Shanghai Performance“, Roman, Schöffling & Co., Frankfurt a. M. 2011
– „Die Häuser der anderen“, Roman, Schöffling & Co., Frankfurt a. M. 2012
– „Skizze vom Gras“, Gedichte, Schöffling & Co., Frankfurt a. M., August 2014

Sa, 30.8., 17:30 Uhr, Schlossgarten

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