Thomas Lehr
Geboren 1957 in Speyer, Studium der Biochemie. Thomas Lehr lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Seine Texte sind durch anspruchsvolle Anspielungen und Verarbeitungen verschiedenster Wissenschaften wie Kunst, Soziologie oder Psychologie gekennzeichnet. Dabei begreift er den Roman als Erkenntnisinstrument, das beim Leser immer wieder neue Denkprozesse anregen soll. Den Schwerpunkt auf die Physik legt er beispielsweise in seinem 2005 erschienenen Roman „42“. In diesem „Nicht-Science-Fiction-Science-Fiction-Roman“ verlässt eine Besuchergruppe das Kernforschungszentrum CERN und stellt fest, dass in ganz Europa die Zeit stehen geblieben ist. Auf der Suche nach der Ursache beschäftigen sich die Hauptfiguren, die selbst keine Physiker sind, mit zahlreichen physikalischen Theorien und ermöglichen so dem Leser, es ihnen gleichzutun. Lehr liefert ein Gedankenexperiment, in dem sich physikalische, philosophische und psychologische Reflexionen über Zeit verbinden. Zusätzlich thematisiert er das Verhältnis von Physik und Macht und illustriert damit überzeugend das ethische Potenzial von Literatur. (K. M.)
Auszeichnungen u. a.: Förderpreis des Rheinland-Pfälzischen Schriftstellerverbandes (1993, 1999, 2001), Rauriser Literaturpreis (1994), Förderpreis Literatur zum Kunstpreis Berlin (1996), Stipendium des Künstlerhauses Wiepersdorf (1998), Rheingau-Literatur-Preis (1999), Wolfgang-Koeppen-Preis (2000), Kunstpreis Rheinland-Pfalz (2006), Shortlist Deutscher Buchpreis (2010), Berliner Literaturpreis, Heiner-Müller-Gastprofessur, Stadtschreiber von Bergen-Enkheim (2011), Marie-Luise-Kaschnitz-Preis (2012). Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.
Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Zweiwasser oder Die Bibliothek der Gnade“, Roman, Rütten & Loening, Berlin 1993
– „Die Erhörung“, Roman, Aufbau, Berlin 1995
– „Nabokovs Katze“, Roman, Aufbau, Berlin 1999
– „Frühling“, Novelle, Aufbau, Berlin 2001
– „42“, Roman, Aufbau, Berlin 2005
– „Tixi Tigerhai und das Geheimnis der Osterinsel”, Kinderbuch, Aufbau, Berlin 2008
– „September. Fata Morgana“, Roman, Hanser, München 2010
– „Größenwahn passt in die kleinste Hütte. Kurze Prozesse“, Hanser, München 2012
Fr, 29.8., 19 Uhr, Orangerie