Veranstaltung
Lampedusa – Kleine Insel, große Politik, wenig Hoffnung?
Florian Felix Weyh im Gespräch mit Ulrich Ladurner, Lesung: Markus Hoffmann
Für kurze Zeit sah es zu Beginn des 21. Jahrhunderts so aus, als würde das Internet die Welt entgrenzen, als funktioniere auch die Politik nur noch transnational und büßten alte geopolitische Schranken ihre Bedeutung ein. Doch mit der Ukraine-Krise und mit afrikanischen und syrischen Flüchtlingen auf Lampedusa kehrt die Gewissheit zurück: Wir können uns der geografischen Lage, in der wir unser Zivilisationsparadies errichtet haben, nicht entziehen. Wir thronen nicht raumlos über Armut und Bürgerkriegen, und wenn andere Geopolitik betreiben oder gegen unsere Grenzen anrennen, müssen wir uns den Fakten stellen.
Auslandsredakteur Ulrich Ladurner – weit gereist und viel erfahren – legte im Frühjahr eine literarische Reportage über die Insel Lampedusa vor. Voller Staunen vernimmt man darin unter anderem, dass unter Katharina der Großen der Plan bestand, das kleine Felseiland zum Mittelmeer-Brückenkopf des russischen Reichs zu machen. Wäre dies realisiert worden, läge die russische Südflotte heute nicht mehr auf der Krim, sondern vor der Küste Italiens. Und wo läge Italien? Im russischen Machtbereich?
In Gespräch und Lesung ist Platz für solch verblüffende Abschweifungen – vor dem Hintergrund der alles überschattenden, zentralen Frage: Wer gehört zu Europa, wer will hinein und wer darf hinein? Die Beherrschung des Raums bleibt dabei ein naives Ziel, was nicht zuletzt der Abschuss des Passagierflugzeugs über der Ukraine zeigte: Niemand schwebt so weit über den Wolken, dass ihn Regionalkonflikte nicht erreichen.
Florian Felix Weyh
Ulrich Ladurner: Lampedusa. Große Geschichte einer kleinen Insel. Residenz. St. Pölten, Jan 2014
Sonntag, 31. August, 18:30 Uhr, Orangerie im Schlossgarten
Eintritt frei!