34. Erlanger Poetenfest — 28. bis 31. August 2014
Nebenpodium im Schlossgarten. Moritz Rinke im Gespräch mit Verena Auffermann – Foto: Erich Malter, 2006

Veranstaltung


Jürgen Becker – Wie es weiterging
Lesung und Gespräch mit Hajo Steinert

1932 in Köln geboren, als Siebenjähriger, im Jahr des Kriegsausbruchs also, mit seinen Eltern nach Erfurt gezogen, den Lärm der Bombennächte, die Stille im Luftschutzkeller noch in den Ohren, die Trümmer längst noch nicht alle beseitigt, kam Jürgen Becker 1950 zurück in seine Geburtsstadt und begann bald zu schreiben. Von Beginn seines literarischen Schaffens an begreift er das Leben als eine Art Collage aus Stimmen, Tönen, Klängen und Bildern. 1960 veröffentlichte er zusammen mit Wolf Vostell den Band „Phasen“ mit Texten und Typogrammen. Wilden Kunstrichtungen wie Fluxus, Pop Art und Happening fühlte er sich verbunden, lange bevor die Achtundsechziger zu experimentieren begannen. 1967 erhält er den Preis der Gruppe 47 für seine topografisch inspirierte Prosa „Felder“. Seine literarische Ästhetik war vollkommen gegen den Mainstream gebürstet. Bei jeder Slam-Poetry-Meisterschaft käme er mit „Felder“ und den Nachfolgebänden „Ränder“ (1968) und „Umgebungen“ (1970) in die Endrunde. Auch seine weitere Prosa, voll von Kindheitserinnerungen, und die Gedichte gewannen an Suggestion durch die genaue, simultan in Szene gesetzte Wiedergabe von Sinneseindrücken, filmisch geschnittene Landschaftsbeschreibungen mithin, die sich im Gesamten zu inneren Seelenlandschaften eines Melancholikers fügen. Kongenial ins Bild gesetzt werden sie in vielen Publikationen von seiner Frau, der Künstlerin Rango Bohne. Auch seine zuletzt erschienenen „Journalromane“ zeugen von einer poetischen Strahlkraft, die ihresgleichen sucht in der deutschen Gegenwartsliteratur. Seine Bücher sind – wie Michael Krüger einmal schrieb – ein „Geschenk für die Seele“. Jürgen Becker ist der aktuelle Georg-Büchner-Preisträger.
(Hajo Steinert)
„Jürgen Becker ist eine maßgebliche Stimme der zeitgenössischen Poesie, sein Werk hat die deutschsprachige Dichtung über Generationen entscheidend geprägt. In seinem über Jahrzehnte gewachsenen Werk hat er die Gattungsgrenzen von Lyrik und Prosa beharrlich neu vermessen und verändert. Seine Gedichte leben aus einer sensiblen, sinnlichen, neugierigen Weltzugewandtheit und einer vollendeten, dabei ganz unaufdringlichen Sprachkunst. Bei aller bildlichen Brillanz und aller Lust am leuchtenden Detail der umgebenden Natur erkunden sie stets eine von den Spuren der Geschichte und ihren Katastrophen gezeichnete Landschaft“ (Aus der Begründung der Jury)

zuletzt: New York 1972. Fotografien. Herausgeber: Boris Becker. Sprungturm. Köln, 2012
zuletzt: Scheunen im Gelände. Gedichte. Stiftung Lyrik-Kabinett. München, 2012
zuletzt: Wie es weiterging – Ein Durchgang – Prosa aus fünf Jahrzehnten. Suhrkamp. Berlin, 2012

Samstag, 30. August, 18:30 Uhr, Palais Stutterheim, Innenhof
EIntritt frei!

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