33. Erlanger Poetenfest — 29. August bis 1. September 2013
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Marica Bodrožić

1973 in Dalmatien geboren, wo sie bei ihrem Großvater lebte. Als Zehnjährige folgte Marica Bodrožić ihren Eltern nach Deutschland und lernte die deutsche Sprache – eine Erfahrung, die sie in ihrem 2007 erschienenen Buch „Sterne erben, Sterne färben. Meine Ankunft in Wörtern“ als kompliziertes, aber glückliches Einfühlen in eine neue Welt beschreibt. Bodrožić schreibt Lyrik, Romane, Erzählungen und Essays. In ihren Romanen „Das Gedächtnis der Libellen“ und „Kirschholz und alte Gefühle“, den ersten Bänden einer geplanten Trilogie, ist der Krieg in Jugoslawien die Folie für eine Erkundung von Emotionen und Erinnerungen, die Bodrožić in einer konzentrierten, sinnlichen Sprache unternimmt; einer Sprache, die auch in der Prosa lyrische Qualitäten entfaltet.
Die Bücher von Marica Bodrožić handeln von Übersetzungen, von Zeitlöchern im eigenen Kopf und Sprachinseln im Alphabet und eben auch von der Erinnerung, die ein vermeintlich sicheres Ufer ist, das sich aber immer als unstabil, als Vexierbild erweist. „Sterne erben, Sterne färben“ ist eine Art Über-Setzung von Sprachlosigkeit in Sprache, eine Bootsfahrt zwischen Innen und Außen, zwischen der Welt der Herkunft und ihrer Vermittlung in der deutschen Sprache. Seit einigen Jahren arbeitet Bodrožić an einem größeren Prosa-Projekt, das den Erinnerungsraum zwischen Stummheit und Sprache ausforscht, „musikalisch, fragend, tastend, rauh und schonungslos mit Ungewissheiten arbeitend“ (Bodrožić). In der Erlanger Übersetzerwerkstatt spricht sie über Vexierbilder und Landschaften der (Er-)Innerungen. (A. LS.)
Auszeichnungen u. a.: Heimito-von-Doderer-Förderpreis (2002), Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis (2003), Adalbert-Stifter-Förderpreis, Grenzgänger-Stipendium der Robert Bosch Stiftung (2005), Jahresstipendium Deutscher Literaturfonds (2007), Kulturpreis Deutsche Sprache, Stadtschreiberin in Nowosibirsk (2008), Liechtenstein-Literaturpreis (2011), Preis der LiteraTour Nord, Kranichsteiner Literaturpreis (2013).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Tito ist tot“, Erzählungen, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2002
– „Der Spieler der inneren Stunde“, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2005
– „Der Windsammler“, Erzählungen, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2007
– „Ein Kolibri kam unverwandelt“, Gedichte, Müller, Salzburg 2007
– „Sterne erben, Sterne färben. Meine Ankunft in Wörtern“, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2007
– „Lichtorgeln“, Gedichte, Müller, Salzburg 2008
– „Das Gedächtnis der Libellen“, Roman, Luchterhand, München 2010
– „Quittenstunden“, Gedichte, Müller, Salzburg 2011
– „Kirschholz und alte Gefühle“, Roman, Luchterhand, München 2012
Übersetzungen (Auswahl):
– Igor Stiks: „Die Archive der Nacht“, Ullstein, Berlin 2008
– Julia Leigh: „Unruhe“, Liebeskind, München 2009
– Mirko Kovač: „Die Stadt im Spiegel. Ein Familiennachtstück“, DuMont, Köln 2010
– Ivana Bodrožić: „Hotel Nirgendwo“, Roman, Zsolnay, Wien 2012

Donnerstag, 29. August, 20 Uhr, Markgrafentheater und Freitag, 30. August, 17 Uhr, Markgrafentheater, Bühnenhaus

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