33. Erlanger Poetenfest — 29. August bis 1. September 2013
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Ron Winkler

Der Dichter Ron Winkler gilt als neologismenhungriger Sprachraumforscher des 21. Jahrhunderts. Liest man die Gedichte des Bandes „Fragmentierte Gewässer“ (2007), fällt auf, dass er Naturdinge nicht als aufblitzendes Schöpfungswunder beschreibt, sondern als eine Angelegenheit der Suchmaschine „google“: „hinter einigen Begriffen vermutete ich Bäume. / um mehr zu erfahren, googelte ich mich spazieren – / durch einen schnell nachlassenden Wald. / nicht jede Ellipse darin war ein Gewässer. aber fast.“ Wir haben es also mit einem Autor zu tun, der die Ur-Elemente der Poesie – Wasser, Wolken, Schnee, Jahreszeiten – nicht in naiver Beschwörung aufruft, sondern sie mit wissenschaftlich-technizistischem Vokabular neu definiert. Alter Naturstoff wird mit den Fachsprachen aus der digitalen Welt, aus Neurowissenschaft und Medientheorie konfrontiert.
Ron Winkler liebt die exquisiten Fügungen, aus denen wie aus einem Strahlenbündel Bedeutungen nach allen Seiten hervorbrechen. Wie kleine Offenbarungsblitze und verrätselte Evidenzen durchzucken opak funkelnde Substantive seine Gedichte – und in jedem Vers sind sie zum Abweichungs-Sprung bereit. Wörter – so darf man im Rückgriff auf eines seiner Gedichte formulieren – sind für diesen Dichter „Animierwesen“ – sie suchen nach einer Möglichkeit, uns gleichsam mitten im Wort zu wecken, uns loszureißen vom bloß funktionalen Gebrauch der Sprache.
1973 in Jena geboren, studierte Ron Winkler Germanistik und Geschichte und schloss sein Studium mit einer Monografie über Durs Grünbein ab. Einige Jahre gab er die literaturtheoretische Zeitschrift „intendenzen“ heraus, 2008 edierte er unter dem kalten Titel „Neubuch“ eine Anthologie mit junger deutscher Lyrik und präsentierte mit „Schwerkraft“ eine Sammlung junger amerikanischer Lyrik. In seinem aktuellen Band „Prachtvolle Mitternacht“ geht Ron Winkler nun aufs Ganze: Er versucht sich als moderner Minnesänger – dank der lyrischen Neuformatierung einer Sprache der Liebe. (M. B.)
Auszeichnungen u. a.: Leonce-und-Lena Preis (2005), Mondseer Lyrikpreis (2006), Stadtschreiber in Córdoba, Argentinien (2010), Arbeitsstipendium des Senats von Berlin, Rainer-Malkowski-Förderpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (2012), Stadtschreiber in Czernowitz, Ukraine (2013).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „vielleicht ins Denkmal gesetzt“, Gedichte, Parasitenpresse, Köln 2002
– „Morphosen“, Texte, ed. sisyphos, Köln 2002
– „vereinzelt Passanten“, Gedichte, KOOKbooks, Idstein/Berlin 2004
– „Fragmentierte Gewässer“, Gedichte, Berlin Verlag, 2007
– „Torp“, Skizzen, SuKuLTuR, Berlin 2009
– „Frenetische Stille“, Gedichte, Berlin Verlag, 2010
– „Torp“, Kurznovellen, Verlagshaus J. Frank, Berlin 2010
– „Prachtvolle Mitternacht“, Gedichte, Schöffling & Co., Frankfurt a. M., August 2013
– „Torp. Neue Wimpern“, Kurznovellen, Verlagshaus J. Frank, Berlin, Oktober 2013

Samstag, 31. August, 18 Uhr, Schlossgarten

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Website:
www.ronwinkler.de