33. Erlanger Poetenfest — 29. August bis 1. September 2013
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Hendrik Rost

Ein schöneres Lob kann es für einen Bewusstseinspoeten kaum geben: „Niemals aber treibt in seinen Gedichten der Gedanke in philosophische Abstraktion, immer wirft er Anker in der Anschaulichkeit.“ So urteilte die FAZ über den Lyriker Hendrik Rost, einen Dichter, der sich das „schnurgerade Schauen“ und die intime Nähe zu den Dingen zum Ziel gesetzt hat, zugleich aber streng die Wahrnehmungsvoraussetzungen reflektiert, unter denen dieses Schauen möglich ist. Rost liebt die ironische Halbdistanz, den kühlen Blick auf die Dinge, meist durch irgendein Aufzeichnungsmedium gebrochen. Es ist ein lyrisches Bildprogramm, das Unmittelbarkeit um jeden Preis verhindern will – denn im digitalen Zeitalter, in dem die Wahrnehmung immer häufiger medientechnischer Steuerung unterliegt, kann es kein naives Anschauen der Welt mehr geben. In einem Gedicht über „Fakten-Märchen“ hat der Dichter sein Programm formuliert: „Harten Fakten / trauen wir mehr als Deduktion und weichen Laken.“ In dieser Formel ist Rosts Poetik der distanzierten Nähe zusammengefasst – der Versuch, die Faktizität der Dinge und zugleich ihre mythische Aufladung zu erkennen.
Auch in seinem neuen Band „Licht für andere Augen“ fixiert Rost das ganz Kleine, das Familiäre ebenso wie die großen Zusammenhänge. Die Turbulenzen der Zeitgeschichte, politische Verwerfungen, Klimawandel, aber auch unspektakuläre Alltagsphänomene. Dieser Dichter besitzt die Fähigkeit, all dies im Text zusammenzubringen, hart aufeinanderprallen zu lassen oder in eine geradezu zärtliche Balance zu bringen. (M. B.)
1969 in Burgsteinfurt in Westfalen geboren, studierte Rost nach einem Aufenthalt in den USA Germanistik und Philosophie in Kiel und Düsseldorf. Er lebt heute als freier Autor und Korrektor in Hamburg und ist passionierter Wellenreiter.
Auszeichnungen u. a.: Düsseldorfer Lyrikpreis (1996), Literaturförderpreis der Stadt Hamburg (1998), Stipendium der Akademie Schloss Solitude, Stuttgart, Clemens-Brentano-Preis (1999), Stipendium des LCB, Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis (2001), Dresdner Lyrikpreis (2003), Förderpreis für Literatur des Landes NRW (2004).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „vorläufige gegenwart“, Gedichte, Grupello, Düsseldorf 1995
– „Fliegende Schatten“, Gedichte, Ed. Solitude, Stuttgart 1999
– „Aerobic und Gegenliebe“, Gedichte, Grupello, Düsseldorf 2001
– „Im Atemweg des Passagiers“, Gedichte, Wallstein, Göttingen 2006
– „Der Pilot in der Libelle“, Gedichte, Wallstein, Göttingen 2010
– „Licht für andere Augen“, Gedichte, Wallstein, Göttingen, August 2013

Sonntag, 1. September, 14 Uhr, Schlossgarten

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