33. Erlanger Poetenfest — 29. August bis 1. September 2013
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Jonas Lüscher

Der Schweizer Jonas Lüscher zeigt in seinem ersten Buch „Frühling der Barbaren“, wie man aus der aktuellen Finanzwelt einen Text mit wahrem Kern in deutlich persiflierendem Ton verfassen kann, changierend zwischen Farce und Realitätsdiagnose.
Preising, Erbe einer TV-Antennenfabrik, erzählt seinem Freund, was ihm während seines letzten Tunesienaufenthalts widerfahren ist. In einem Luxusresort war er in eine britische Hochzeitsgesellschaft geraten, bodygestählte, uniform gekleidete oder entkleidete Mitglieder der Londoner Finanzklasse. Der Beobachter Preising sieht die menschgewordenen Global Player und eine Hochzeit ohne Stil, aber mit orientalischem Prunk. Lüscher nimmt das Setting als Vorlage für eine filmreife Gesellschaftskritik, die im Fortgang der Ereignisse immer schriller wird.
Die Wendung tritt in der Hochzeitsnacht ein. Der englische Premierminister hat, so berichten es frühmorgens die Onlinezeitungen, „Staatsbankrott verkündet“. Innerhalb von Minuten sind Milliardenvermögen vernichtet, die gesamte Hochzeitsgesellschaft ist nicht nur arbeitslos, sondern auch Besitzer leer geräumter oder gesperrter Kreditkarten.
Der „Frühling der Barbaren“ ist eine bestechend genaue, also scharfe Gesellschaftsanalyse. Sie ist nicht nur eine aktuelle Finanzmarktkritik. Mit „Frühling der Barbaren“ ist Jonas Lüscher die klug-groteske als Fabel verkleidete Diagnose auf eine Generation gelungen, die durch die Anziehung des Geldes alles riskiert. (V. A.)
Auszeichnungen: Berner Literaturpreis, Bayerischer Kunstförderpreis (2013).

Veröffentlichung:
– „Frühling der Barbaren“, Novelle, C. H. Beck, München 2013
Theater:
– „Jetzt“, Libretto zu einer Oper von Mathis Nitschke, UA Opéra National Montpellier, 30. November 2013

Sonntag, 1. September, 15 Uhr, Schlossgarten

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