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Benjamin Stein

Der 1970 in Ost-Berlin geborene Schriftsteller Benjamin Stein ist ein Autor verwirrender Bücher. Der Kampf des Menschen mit der Religion interessierte ihn in seinem 2010 erschienenen Roman „Die Leinwand“. In „Replay“ entwirft Stein, der auch Unternehmensberater für Informationstechnologie ist, ein Bild unserer Zukunft. In dieser Zukunft steuert nicht unser Gehirn unser Handeln, sondern ein implantierter Chip wird zur Schaltzentrale. Er steuert und registriert das Denken, Fühlen und Handeln. Ein Vergessen gibt es nicht mehr. Der junge Ed Rosen, ein Zahlengenie, wird von Professor Matana, Chef einer Softwarefirma im kalifornischen Silicon Valley, eingestellt. Matana wird für Rosen zu einer Art Über-Ich, einem Zauberer oder Homunkulus. Matana hat in ihm das ideale Versuchsobjekt gefunden. Ihm wird er die Weltneuheit, das „Unicom“ implantieren lassen. Ein „Unicom“ ist ein künstliches Auge, das seinen Träger zum Besitzer eines omnipotenten Gedächtnisses macht, immer „online“, immer up to date. Benjamin Steins Zukunftsvision ist den Laboren der Neurowissenschaftler entnommen. Was in „Replay“ verhandelt wird, ist keineswegs Futurologie. Eigentlich sind wir schon in unserer Zukunft angekommen. Ed Rosen, von Benjamin Stein modellhaft gezeichnet, ist ein Mensch ohne Emotion. Alles perfekt, sein Hirn, seine Garderobe, der Sex mit den Fitnesstrainerinnen. Stein zeigt beides, die Faszination am technisch Möglichen und seinen Preis. Der Autor ist berauscht von seiner Fantasie, und es graust ihm davor. (V. A.)
Auszeichnungen u. a.: Alfred-Döblin-Stipendium, Arbeitsstipendium des Berliner Senats (1992), Arbeitsstipendium des Deutschen Kulturfonds (1993, 1994), Förderpreis des Kulturkreises beim Bundesverband der Deutschen Industrie (1996), Kunstförderpreis Literatur des Freistaats Bayern, Tukan-Preis (2010).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Das Alphabet des Juda Liva“, Roman, Ammann, Zürich 1995
– „Ein anderes Blau. Prosa für 7 Stimmen“, Ed. Neue Moderne, München 2008
– „Die Leinwand“, Roman, C. H. Beck, München 2010
– „Replay“, Roman, C. H. Beck, München 2012

Samstag, 25. August, 12 Uhr, Markgrafentheater und 18:30 Uhr, Schlossgarten

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Website:
turmsegler.net