32. Erlanger Poetenfest — 23. bis 26. August 2012
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Andre Rudolph

„Eine lyrische Stimme voll abgründiger Leichtigkeit und selbstironischer Verzweiflung. Sie fängt präzise Echos unserer Gegenwart auf, spielt mit ihren technischen Verschaltungen und erzeugt ein ganz und gar heutiges Klangbild.“ So urteilte die Jury des Meraner Lyrikpreises über den Preisträger des Jahres 2010, den in Leipzig lebenden Dichter Andre Rudolph. Tatsächlich können wir in seinen scheinbar leichthändig verfassten Erzählgedichten ein lyrisches Subjekt beobachten, das die alten Substanzen des Gedichts – die Seele, das Herz, die Liebe – in spannungsreiche Verbindungen zu den technischen Kommunikationsmedien unserer Gegenwart bringt. Im Gedicht „destruktive interferenz“ aus Rudolphs neuem Band „confessional poetry“ erprobt ein Zugreisender die sinnlichen Qualitäten einer Compact Disc und lauscht ihrem „silbernen herzschlag“: „ich sehe es auch, das herz, wie es / auf der spiralbahn des datenträgers / von innen nach außen die pits und / lands abscannt, bis es einmal ganz durch- / gelaufen ist – und steht.“ Es ist eine ironisch versierte Gedankenlyrik, die stets eine Balance findet zwischen filigraner Objektbeschreibung, kühler Selbstbeobachtung und präziser Reflexion. Rudolph selbst rückt sich in die Tradition der „confessional poetry“ und stellt im Titelgedicht seines Bandes die entscheidende Frage an seine Lyrikerkollegen: „was mir immer wieder bauchschmerzen bereitet, ist der ästhetizistische konsens meiner generation. soll es das schon gewesen sein? was ist mit den drängenden notzuständen der seele, terrorisiert vom gedicht?“ Andre Rudolph, 1975 in Warschau als Sohn eines deutschen Vaters und einer polnischen Mutter geboren, absolvierte in Leipzig und Freiburg ein Studium der Germanistik, Philosophie und Slawistik, das er 2006 mit einer Dissertation über den Sprachphilosophen und Mystiker Johann Georg Hamann abschloss. (M.B.)
Auszeichnungen u. a.: Lyrikpreis Meran, Kranichsteiner Literatur-Förderpreis, Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds (2010), Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis, Arbeitsstipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen (2011).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Fluglärm über den Palästen unsrer Restinnerlichkeit“, Gedichte, luxbooks, Wiesbaden 2009
– „confessional poetry“, Gedichte, luxbooks, Wiesbaden 2012

Sonntag, 26. August, 15 Uhr, Schlossgarten

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