Stephan Thome
Stephan Thome erzählt in seinem zweiten Roman „Fliehkräfte“ von den Problemen einer Ehe und den Schwierigkeiten, im eigenen Leben den richtigen Platz zu finden. Hartmut Hainbach ist Philosophieprofessor in Bonn, Ende fünfzig und verheiratet mit Maria, einer Portugiesin, die er liebt. Die Tochter studiert in Spanien, die Frau arbeitet in Berlin an einem Theater, dessen exzentrischer Chef ihr früherer Liebhaber ist. Alleingelassen leidet Hartmut und fragt sich, ob er die Uni verlassen und in einem Berliner Fachverlag arbeiten soll. Er fährt nach Südfrankreich, um mit einem Freund und Kollegen sein Problem zu diskutieren. Die Reise, von der er sich Antworten und Entscheidungsfähigkeit erhofft, ist ein Versuch, sich über sich selbst klar zu werden.
Stephan Thome, der in seinem Erstling „Grenzgang“ die hessische Heimat erforschte, zeigt in „Fliehkräfte“ seine subtile Fähigkeit, die Verästelungen, Geheimnisse und Selbstlügen, die Hemmungen, Verstocktheiten und unbewussten Prägungen seines Helden zu untersuchen. Die Romanhandlung blättert das Leben Hainbachs von seinem Studium in Amerika vor bis zu einem nicht genau benannten Jahr in jüngster Vergangenheit. Die vielen Dialoge prägen die fesselnde Gegenwärtigkeit des Textes, der souveräne Erzähler und Kommentator der Handlung ist ein genauer Beobachter. Ihm verdankt der Roman seine Tiefenschärfe und aufregende psychologische Spiegelung. Stephan Thome ist ein Buch über die Probleme des heutigen Menschen gelungen, der mit vielen Anforderungen kämpft, weil er nicht scheitern, sondern weiterkommen möchte. (V. A.)
Auszeichnungen u. a.: Shortlist Deutscher Buchpreis, aspekte-Literaturpreis (2009).
Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Grenzgang“, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2009
– „Fliehkräfte“, Roman, Suhrkamp, Berlin, September 2012
Samstag, 25. August, 14:30 Uhr, Schlossgarten