31. Erlanger Poetenfest — 25. bis 28. August 2011
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Eugen Ruge

Was für ein Debüt! Eugen Ruge ist 57 Jahre alt, hat ein solides Ost-Berufsleben absolviert, erst als Naturwissenschaftler und dann beim DEFA-Studio für Dokumentarfilm. 1988 ging er in den Westen, führte das Leben eines freien Autors für Theater und Radio und verdiente sein Geld als Übersetzer. Der Roman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ umfasst die Lebensläufe von vier Generationen zwischen den Jahren 1952 und 2001. Alexander, die Hauptperson, liegt wie tot auf dem Büffelledersofa. Er ist sehr krank, seine Chancen auf ein Weiterleben sind gering. Er macht sich auf den Weg in seine Familiengeschichte und reist am Ende des Romans in den mexikanischen Ort Mazunte, wohin seine Großeltern Charlotte und Wilhelm, Mitglieder der Kommunistischen Partei, aus Nazi-Deutschland geflohen waren. Weil die „Partei“ sie „rief“, kehrten sie Anfang der 50er-Jahre wieder zurück, nach Hause an den Rand Berlins. In dem kleinen Ort Neuendorf leben Charlotte und Wilhelm in Nachbarschaft zu ihren Kindern Irina und Kurt und deren Sohn Alexander. Auch Charlottes Mutter wird aus Russland kommen und einziehen. Jahre später taucht Alexanders Sohn Markus mit seiner Mutter Melitta auf, fasziniert von den mexikanischen Erinnerungen der Urgroßeltern.
Der facettenreiche, burlesk-bunte Roman pendelt zwischen den Generationen und zwischen 50 Jahren DDR-Geschichte hin und her. Unschwer zu erraten, dass Aspekte von Alexanders Lebensgeschichte mit der Lebensgeschichte des Autors Eugen Ruge korrespondieren. Der Roman schildert das Leben von Menschen, die vom System der SED überzeugt waren, die vor der Wende nicht verstehen konnten, dass sich Alexander in den Westen abgesetzt hat und die nach der Wende sowieso nichts mehr verstanden. Jedes einzelne Familienmitglied hat eine eigene Stimme, einen eigenen Jargon. Unverkrampft und unverlogen wird in diesem mitreißenden Roman das Leben in Ausschnitten erzählt, worin das Weihnachtsfest mit Gans, Klößen, Schnaps und Zank ein herrlich deftiges Zentrum bildet. (V. A.)
Auszeichnung u. a.: Alfred-Döblin-Preis (2009).

Veröffentlichung:
– „In Zeiten des abnehmenden Lichts. Roman einer Familie“, Rowohlt, Reinbek, September 2011
Theater (Auswahl):
– „Vom Umtausch ausgeschlossen“, UA Schauspiel Bonn, 1990, Hörspiel RB 1992
– „Restwärme“, UA Schauspiel Leipzig, 1992, Hörspiel ORB 1993
– „Babelsberger Elegie“, UA Theater der Landeshauptstadt Magdeburg, 1997
– „Ruhestörung“, UA Theater Rampe, Stuttgart 1998, Hörspiel SDR 1997
– „Der General schreibt einen Brief und erschießt seine Freundin“, UA Theater Rampe, Stuttgart 2001
– „Akte Böhme“, UA Schauspiel Leipzig, 2001
– „Labyrinth“, UA Theater an der Linde, Weinstadt 2011, Hörspiel RBB 2006

Samstag, 27. August, 16:00 Uhr, Schlossgarten

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