Wilhelm Bartsch
Zu Beginn von Wilhelm Bartschs Debüt-Roman „Meckels Messerzüge“ steht eine kuriose Begebenheit. Zusammen mit seiner Mutter führt der 13-jährige Albrecht August Meckel die Autopsie an seinem Vater durch und hilft beim Auskochen der Knochen, bis ein feinsäuberliches Skelett übrig bleibt. Doch die scheinbar schockierenden Vorgänge entsprechen dem Wunsch des Vaters, schließlich handelt es sich bei den Meckels um die „Bachs der Medizin“, die im 18. und 19. Jahrhundert zu den Wegbereitern der Anatomie zählten und die Universität Halle und die Charité Berlin weltberühmt machten. Mit Sprachlust und Wortgewandtheit erzählt Bartsch die Geschichte der beiden Brüder Johann Friedrich und Albrecht August Meckel – des unermüdlichen Anatomen Johann Friedrich, der sich mit Haut und Haar der Forschung verschreibt, während sein Bruder das Weite sucht und in die europäischen Befreiungskriege zieht. Bartsch gelingt eine raffinierte Verbindung von Belletristik und Geschichte. Er bedient sich der Elemente der Groteske, Gothic Novel, des Heimat- und Kriegsromans und schildert gleichermaßen ein Kapitel Medizin-, Wissenschafts- und europäischer Geschichte.
Wilhelm Bartsch wurde 1950 in Eberswalde geboren. Nach einer Ausbildung zum Rinderzüchter studierte er Philosophie in Leipzig. Mit „Übungen im Joch“ wurde er 1986 schlagartig als Dichter in beiden Teilen Deutschlands bekannt, es folgten weitere Gedicht- und Prosabände sowie Arbeiten für Theater, Rundfunk und Film. Bartsch ist Mitglied des P.E.N. und der Sächsischen Akademie der Künste.
Auszeichnungen u. a.: Brüder-Grimm-Preis der Stadt Hanau (1987), Aufenthaltsstipendium Schloss Wiepersdorf (1994, 2000), Literaturpreis der Stadt Wolfen (1997), Walter-Bauer-Preis, Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung (2000), Stipendium der Stiftung Kulturfonds (2002), Wilhelm-Müller-Preis des Landes Sachsen-Anhalt (2007).
Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Poesiealbum“, Gedichte, Neues Leben, Berlin 1985
– „Übungen im Joch“, Gedichte, Aufbau, Berlin 1986
– „Gen Ginnungagap“, Gedichte, Mitteldeutscher Verlag, Halle 1994
– „Heldenlärm. Ein Buch um Dietrich von Bern“, Stekovics, Halle 1998
– „Ganz am Rande“, Gedichte, John Gerard, Rheinbach 2000
– „Unter Null. Gedichte aus Amsterdam“, Ed. Augenweide, Bernburg 2001
– „Gnadenorte Eiszeitwerften“, Gedichte, Lyrikedition 2000, München 2003
– „Schwankende Gründe“, Erzählungen, Ed. Muschelkalk, Weimar 2004
– „Geisterbahn“, Gedichte, Stekovics, Dößel 2005
– „Strich und Faden“, zus. mit D. Gilfert, Mitteldeutscher Verlag, Halle 2008
– „Mitteldeutsche Gedichte“, Mitteldeutscher Verlag, Halle 2010
– „Meckels Messerzüge“, Roman, Osburg, Berlin 2011
Samstag, 27. August, 17:00 Uhr, Schlossgarten