Liao Yiwu
Geboren 1958 in der Provinz Sichuan, wuchs als Kind von Eltern „ohne dauerhafte Aufenthaltserlaubnis“ in der großen Hungersnot der 60er-Jahre auf und schlug sich jahrelang mit verschiedensten Tagelöhner-Jobs durch. In den 80er-Jahren veröffentlichte er seine ersten Texte, zunächst in inoffiziellen Periodika und Underground-Anthologien, später auch in offiziellen Literaturzeitschriften, und entwickelte sich zu einem der wichtigsten und angesehensten Dichtern Chinas. 1989 verfasste er anlässlich des Blutbads am Platz des Himmlischen Friedens das Gedicht „Massaker“ und wurde für vier Jahre inhaftiert. 2007 wurde Liao Yiwu vom unabhängigen chinesischen P.E.N.-Zentrum mit dem Preis „Freiheit zum Schreiben“ ausgezeichnet, dessen Verleihung in letzter Minute verhindert wurde. 2009 erschien auf Deutsch sein von der Kritik euphorisch begrüßtes Buch „Fräulein Hallo und der Bauernkaiser. Chinas Gesellschaft von unten", das Menschen vom Bodensatz der chinesischen Gesellschaft porträtiert und in China verboten ist.
Durch internationalen Druck ließ ihn das chinesische Regime 2010 zum ersten Mal zu einigen Lesungen nach Deutschland ausreisen, untersagte ihm aber die Veröffentlichung seines neuen Buches „Für ein Lied und hundert Lieder“, in dem er auf höchst eindringliche Weise die brutale Realität der chinesischen Gefängnisse schildert. Als er den chinesischen Behörden zusagen muss, das Buch nicht im Ausland zu publizieren, entschließt er sich im Juli 2011 China zu verlassen und nach Deutschland zu fliehen.
siehe auch Programm / Veranstaltungen / Die Porträts
Auszeichnungen u. a.: Hellman-Hammet-Grant (2003), Freedom to Write Award (2007).
Veröffentlichungen in deutscher Sprache:
– „Fräulein Hallo und der Bauernkaiser. Chinas Gesellschaft von unten”, Sachbuch, übers. von H. P. Hoffmann, K. Betz und B. Höhenrieder, S. Fischer, Frankfurt a. M. 2009
– „Für ein Lied und hundert Lieder. Ein Zeugenbericht aus chinesischen Gefängnissen“, Sachbuch, übers. von H. P. Hoffmann, S. Fischer, Frankfurt a. M. 2011
Samstag, 27. August, 21:00 Uhr, Markgrafentheater