31. Erlanger Poetenfest — 25. bis 28. August 2011
Bilderbuch-Lesewiese im Schlossgarten – Foto: Erich Malter, 2007

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Abbas Khider

Der irakische Schriftsteller Abbas Khider wurde 1973 in Bagdad geboren. Aus „politischen Gründen“ verurteilt floh er nach zweijähriger Haft 1996 aus dem Irak. Seit elf Jahren lebt er in Deutschland und hat seinen zweiten Roman in deutscher Sprache verfasst. „Die Orangen des Präsidenten“ handelt zwischen 1989 und 1991. Es ist die Zeit des terroristischen Regimes des Diktators Saddam Hussein. Der Ich-Erzähler Mahdi, der in Nasrija bei seinem Onkel lebt, weil seine Eltern gestorben sind, hat zusammen mit seinem Freund Ali für das Abitur gepaukt, morgen werden sie es geschafft haben. Der junge Muslim Mahdi ist in einer Umgebung aufgewachsen, in der andere Religionen toleriert werden. Aber dann kommt alles anders. Mit dem Ruf „Keine Bewegung“ beginnt eine dramatische Wende und die „Welt war ausgeknipst“. Der Abiturient Mahdi wird zusammen mit Ali festgenommen, wie er später erfährt „aus Versehen“, und in ein Lager in die Wüste verschleppt. Ali, der in irgendwelche Machenschaften verstrickt zu sein scheint, wird umgebracht. Mahdi überlebt zwei Jahre des Hungers, der Erniedrigung und der falschen Hoffnung, zum Beispiel am Geburtstag von Saddam Hussein begnadigt zu werden. Doch statt eines Amnestieschreibens erhalten die Gefangenen eine Blutorange. So symbolträchtig und perfide kann Gnade sein. Abbas Khider berichtet über Mahdis Geschichte im Lager, von seinen Begegnungen mit den anderen Häftlingen und von den Einsichten, die Mahdi in das Böse im Menschen gewinnt. Schließlich wird er entlassen. Aber in was für ein Land, es herrscht Krieg und Mahdi, bis auf die Knochen abgemagert, hat keine Zeit, sich über die wiedergewonnene Freiheit zu freuen. Er muss aus Nasrija fliehen und schafft es in ein Flüchtlingslager der Alliierten. Die nächste Odyssee, die sechs Jahre dauert und in Berlin ein vorläufiges Ende gefunden hat, beginnt. (V. A.)
Auszeichnungen u. a.: Alfred-Döblin-Stipendium, Arbeitsstipendium des deutschen Literaturfonds (2009), Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis (2010), Arbeitsstipendium der Robert Bosch-Stiftung, Stipendium Villa Aurora, Los Angeles (2011).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– Gedichte in: „Rückkehr aus dem Krieg. Eine Anthologie zeitgenössischer Lyrik aus dem Irak“, Khalid Al-Maaly (Hrsg.), arabisch/deutsch, Gutke, Köln/Frankfurt a. M. 2006
– „Der falsche Inder“, Roman, Ed. Nautilus, Hamburg 2008
– „Die Orangen des Präsidenten“, Roman, Ed. Nautilus, Hamburg 2011

Sonntag, 28. August, 14:00 Uhr, Schlossgarten und
16:00 Uhr, Schloss, Senatssaal (1. OG)

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Website:
www.abbaskhider.com