Alex Capus
Ein guter Schriftsteller hat die Fähigkeit, alte Geschichten so zu erzählen, als wären sie neu. Liebesgeschichten zum Beispiel, wie sie falsch laufen, und wie sie sich doch vollenden. Mit seinem jüngsten Roman „Léon und Louise“ ist Alex Capus so eine Geschichte gelungen; angeblich geht sie auf seinen eigenen Großvater zurück. Ein guter Schriftsteller hat aber auch das Potenzial, die Geschichten seiner Kollegen weiterzudenken und in deren Lebensläufen wiederum Stoff für Geschichten zu entdecken und dazu abenteuerliche Vermutungen anzustellen. Das hat Alex Capus in dem Buch „Reisen im Licht der Sterne“ praktiziert. Darin konstruiert er aus den Daten und Fakten der Biografie von Robert Louis Stevenson in Kombination mit den Träumen vom Reichtum, die der schottische Autor mit seinem Erfolgsroman „Die Schatzinsel“ bedient hat, eine überzeugende Mutmaßung vom Auffinden der Schätze durch den Dichter selbst.
Capus wurde 1961 an der Küste der Normandie geboren, von der aus viele Abenteurer ins Meer hinaussegelten. Der Sohn eines Franzosen und einer Schweizerin lebt seit 1966 in der Schweiz. Nach einem Studium der Geschichte, Ethnologie und Philosophie wurde er Journalist und „Redaktor“, wie die Schweizer fest angestellte Journalisten nennen. Es ist Capus also stets um den Zusammenhang von Sachverhalt und Sprache gegangen. Aus diesem Zusammenhang heraus hat er 1994 seinen ersten Erzählband mit dem Titel „Diese verfluchte Schwerkraft“ veröffentlicht. In dem darauf folgenden Roman „Munzinger Pascha“ (1997) ging es dann auch schon um eine historische Figur und um die literarische Ausgestaltung von deren biografischer Aura. Seitdem hat Alex Capus die fiktionale Erweiterung und Bearbeitung von Fakten zu seinem hauptsächlichen Erzählprinzip gemacht. (H. H.)
Auszeichnungen u. a.: Werkjahr des Kantons Solothurn (1996), Werkjahr der Stiftung Pro Helvetia, Förderpreis zum Hans-Erich-Nossack-Preis (1998), Förderpreis des Kantons Solothurn, Anerkennungspreis der Stadt Olten (2005).
Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Munzinger Pascha“, Roman, Diogenes, Zürich 1997
– „Eigermönchundjungfrau“, Erzählungen, Diogenes, Zürich 1998
– „Mein Studium ferner Welten. Ein Roman in 14 Geschichten“, Residenz, Salzburg 2001
– „Fast ein bisschen Frühling“, Roman, Residenz, Salzburg 2002
– „Glaubst du dass es Liebe war?“, Roman, Residenz, Salzburg 2003
– „Reisen im Licht der Sterne. Eine Vermutung“, Knaus, München 2005, Taschenbuch btb, München, November 2011
– „Patriarchen. Zehn Portraits“, Knaus, München 2006
– „Eine Frage der Zeit“, Roman, Knaus, München 2007
– „Himmelsstürmer. Zwölf Porträts“, Roman, Knaus, München 2008
– „Léon und Louise”, Roman, Hanser, München 2011
Samstag, 27. August, 20:30 Uhr, Schloss, Senatssaal (1. OG)
Website:
www.alexcapus.de