Andreas Maier
Die Wetterau im Bundesland Hessen ist der Nabel der Welt. Jedenfalls für den 44-jährigen Schriftsteller Andreas Maier. Seit dem Erscheinen seines vielbeachteten Debüts „Wäldchestag“ vor elf Jahren kreist er um die Riten, Gesten, Marotten und Moritaten der dort lebenden ländlichen, untertags nach Frankfurt pendelnden Bevölkerung. Seit ein paar Jahren, seit den Büchern „Onkel J.“ und „Das Zimmer“, weitet Andreas Maier seine „Heimatkunde“ zur Innenansicht der eigenen Familie aus. „Das Haus“ ist das Paradies. Da lebt die Urgroßmutter und dort wächst ein Junge heran, der partout nicht reden lernen will, was sich kein Arzt erklären kann. Umso stärker entwickelt sich seine Fantasie. Nachdem sich die Familie ein großes neues Haus gebaut hat, bleibt das alte verlassen. Eine Ruine, die mit dem vermodernden Keller und rostenden Kesseln zum Abenteuerspielplatz des Kindes wird. Hier fängt es Feuer und das Raumschiff Enterprise landet mitten im Heizraum. In diesem neuen Roman wagt sich Andreas Maier an das Ich heran, an das Ich als Kind. Rückblickend hatte der kleine „Schweiger“ Recht. Er hat nichts zerquasselt. Er hat sich alles für später im Kopf behalten. Schon immer interessierte sich Andreas Maier für das Zusammenleben der Familien, die Veränderungen durch die Anforderungen des technischen Zeitalters, für den Wandel der Lebensgewohnheiten, der Häuser, Straßen, Ortschaften und umliegenden Städte. Mit jedem Buch wird Maier, dieser rabiate Beobachter des gewöhnlichen Lebens, literarisch entspannter, seine eigene erzählerische Dynamik wächst souverän, vorangetragen von großer und gelassener Komik. „Das Haus“ ist ein weiteres Kapitel eines auf elf Bände angelegten Epos’. Andreas Maier ist ein großer Erzähler kleiner Welten und so was wie das Gedächtnis einer Landschaft und einer Lebensform. (V. A.)
Auszeichnungen u. a.: Ernst-Willner-Preis, Jürgen-Ponto-Literatur-Förderpreis, aspekte-Literaturpreis (2000), Wetterauer Kulturpreis (2001), Clemens-Brentano-Preis (2003), Candide Preis (2004), Villa Massimo-Stipendium (2006), Robert-Gernhardt-Förderpreis (2009), Hugo-Ball-Preis, Wilhelm-Raabe-Literaturpreis (2010).
Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Wäldchestag“, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2000
– „Klausen“, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2002
– „Die Verführung. Thomas Bernhards Prosa“, Wallstein, Göttingen 2004
– „Kirillow“, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2005
– „Bullau. Versuch über Natur“, zus. m. C. Büchner, Heinrich & Hahn, Frankfurt a. M. 2006
– „Ich. Frankfurter Poetikvorlesungen“, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2006
– „Sanssouci“, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a. M., 2009
– „Onkel J. / Heimatkunde“, Kolumnen, Suhrkamp, Berlin 2010
– „Das Zimmer“, Roman, Suhrkamp, Berlin 2010
– „Das Haus“, Roman, Suhrkamp, Berlin, Oktober 2011
Sonntag, 28. August, 16:30 Uhr, Schlossgarten