31. Erlanger Poetenfest — 25. bis 28. August 2011
Nebenpodium im Schlossgarten. Moritz Rinke im Gespräch mit Verena Auffermann – Foto: Erich Malter, 2006

Veranstaltung


Das aktuelle Sachbuch – Geld, Natur, Kunst
Florian Felix Weyh im Gespräch mit Ralph Bollmann, Michael Hampe und
Georg von Wallwitz, Lesungen: Markus Hoffmann

Es könnten Romane sein, die solch geheimnisvolle Titel wie „Odysseus und die Wiesel“ oder „Tunguska oder Das Ende der Natur“ tragen. Doch geht es darin um Sachthemen, Finanzmärkte und Naturphilosophie, während zumindest die „Walküre in Detmold“ dem Leser auf Anhieb verrät, dass der Autor Opernliebhaber im Visier hat. Aus der Fülle der nichtfiktionalen Neuerscheinungen präsentiert das Poetenfest in diesem Jahr drei Bücher, die jenseits ihrer höchst unterschiedlichen Themensetzungen eines gemeinsam haben: Sie sind außerordentlich literarisch geschrieben.
In „Tunguska oder Das Ende der Natur“ lässt der Zürcher Philosoph Michael Hampe vier verstorbene Intellektuelle auf einem modernen Totenschiff das Wesen von Natur und wissenschaftlicher Erkenntnis debattieren, während sie das Rätsel der sibirischen Tunguska-Katastrophe vom 30. Juni 1908 zu erklären versuchen. Meteoriteneinschlag oder Technikkatastrophe? Die hitzige Debatte darüber führt zu grundlegenden Fragen, was überhaupt natürlich und was künstlich sei. Darf der Mensch als Naturwesen seine Umwelt dominieren – oder wird er nicht bald wieder von der Natur verschlungen werden?
„Odysseus und die Wiesel“ ist der essayistisch funkelnde Versuch des Münchner Vermögensberaters Georg von Wallwitz, zwei wesentliche Menschentypen an den Finanzmärkten auszumachen und dabei auf kulturelle Traditionen zurückzugreifen. Mit herkömmlicher Börsenliteratur hat das wenig zu tun, wenngleich man tiefe Einblicke in einen Mikrokosmos erhält, der die Welt bewegt, obwohl sich seine Verbindung mit der handfesten Wirklichkeit nur noch über mathematische Formeln realisiert. Ein Wirtschaftsbuch, das einen bereichert, ohne einen zu belügen.
Wenn sich dagegen Ralph Bollmann, von Haus aus Wirtschaftsjournalist, auf die Reise macht, begegnen ihm Zahlen nur am Rande: als Auslastungsquoten, Eintrittskartenpreise oder Haushaltsfehlbeträge. Mitte der 90er-Jahre nahm sich der Autor vor, von Annaberg-Buchholz bis Zwickau alle 84 festen Opernensembles in Deutschland zu besuchen. Viele Urlaube später kann er von überraschenden musikalischen und szenischen Glücksmomenten berichten, die auf ein Lob der Provinz hinauslaufen: Deutschlands Reichtum besteht aus mehr als dem, was sich in drei, vier Metropolen abspielt.
Florian Felix Weyh

Michael Hampe: Tunguska oder Das Ende der Natur. Carl Hanser Verlag. München, 29. Aug 2011
Georg von Wallwitz: Odysseus und die Wiesel. Eine fröhliche Einführung in die Finanzmärkte. Berenberg. Berlin, Jun 2011

Sonntag, 28. August, 13:30 Uhr, Schloss, Senatssaal (1. OG)
Eintritt frei!

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