31. Erlanger Poetenfest — 25. bis 28. August 2011
Nebenpodium im Schlossgarten. Moritz Rinke im Gespräch mit Verena Auffermann – Foto: Erich Malter, 2006

Veranstaltung


Die Morde der Gesche Gottfried
Peer Meters und Barbara Yelins Grafische Novelle „Gift“

Lesung mit Projektionen und Gespräch mit Peer Meter und Barbara Yelin
Moderation: Herbert Heinzelmann

Ist es ein Unterschied, ob man Geschichten ausschließlich mit Wörtern erzählt oder mit jenen Wort-Bild-Kombinationen, die man gemeinhin Comics nennt? Comics kommentieren grafisch ein Szenario aus Wörtern. Sie gehen mit der Atmosphäre eines Textes kontrapunktisch oder unterstützend um. Und sie erweitern den Satzrhythmus des Textes um den Rhythmus der Montage, mit der die Bilder aneinandergereiht werden. Comics nehmen Texten nichts. Im besten Fall bereichern sie. Deswegen werden sie seit einigen Jahren „Grafische Novellen“ genannt, wenn auch in englischer Diktion. Schriftsteller tun sich mit Zeichnern zusammen, weil sie das Potenzial des Mediums Comic als Erzähltechnik erkannt haben. So der Autor Peer Meter, der jüngst eine ganze Reihe deutscher Comic-Künstler mit literarischen Szenarios herausgefordert hat.
Im Zentrum von Meters Arbeit steht seit Jahren die Auseinandersetzung mit der Bremer Giftmörderin Gesche Gottfried (1785–1831). Nach einem Theaterstück und einem Sachbuch hat er den Stoff gemeinsam mit der Zeichnerin Barbara Yelin in eine „Graphic Novel“ übersetzt. So ist eine komplexe neue Annäherung an den klassischen Kriminalfall entstanden. Eine Geschichte, die über den Fall hinausweist auf historische Frauenbilder und auf den Umgang der Bürger mit dem, was ihnen unerklärlich scheint. Barbara Yelin hat diese Geschichte in Panels von urbaner Enge und Engherzigkeit gefasst. Es kommt zwischen dem Text und seiner Bebilderung zu einem Spannungsgefüge, das keineswegs nur eine historische Episode nacherzählt, sondern in seiner Vielschichtigkeit durchaus Anstöße für den aktuellen Diskurs der Geschlechter gibt.
Herbert Heinzelmann

Peer Meter (Szenario) und Barbara Yelin (Zeichnungen): Gift. Graphic Novel. Reprodukt. Berlin 2010

Freitag, 26. August, 22 Uhr, Theater in der Garage
Eintritt: 5,– / erm. 3,50 Euro

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