Veranstaltung
Wilfried F. Schoeller: Alfred Döblin
Lesung und Gespräch mit Hajo Steinert
Kaum ein anderer Intellektueller hat sich in den vergangenen Jahrzehnten um die literarische Kultur unseres Landes so verdient gemacht wie er. Er leitete die Abteilung „Aktuelle Kultur“ beim Hessischen Rundfunk, moderierte die legendäre Sendung „Bücher, Bücher“ im Dritten Programm, „Titel, Thesen, Temperamente“ nicht zu vergessen. Seine Stimme war maßgeblich, als es noch die DDR gab und es galt, die von dort herüberkommende Literatur hierzulande kritisch zu sichten. Er schrieb regelmäßig Literaturkritiken für die „Süddeutsche Zeitung“ und die „Frankfurter Rundschau“ und erhielt den Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik. In vielen Jurys (u. a. Ingeborg-Bachmann-Preis) saß und stritt er mit seinen Kollegen. Die Gastprofessur in Bremen, sein Amt als Generalsekretär des P.E.N. und seine langjährige Mitwirkung am Erlanger Poetenfest nicht zu vergessen. All dies wurde kürzlich ausgiebig gewürdigt, als er siebzig Jahre alt wurde. Dass Wilfried F. Schoeller daneben auch immer wieder Zeit für das Schreiben und Herausgeben (die Oskar Maria Graf-Gesamtausgabe!) von Büchern hatte, beeindruckt. Nach Titeln über Adorno, Heinrich Mann, Michail Bulgakow, Jorge Semprún, den Reklamekönig Ernst Litfaß und dem großen Reise- und Reportagebuch „Deutschland vor Ort“ nun sein Lebenswerk: die erste umfassende Biografie über den Arzt und Schriftsteller Alfred Döblin (1878–1957). Auf fast 900 überaus spannend zu lesenden Seiten, bar allen literaturwissenschaftlichen Fachjargons, basierend auf jahrelangen Recherchen in Archiven, Zeitzeugengesprächen und genauer Kenntnis der Texte des Verfassers von „Berlin Alexanderplatz“, entsteht vor den Augen des Lesers ein Kino im Breitwandformat über den bekanntesten Unbekannten der deutschen Literaturgeschichte.
Hajo Steinert
Wilfried F. Schoeller: Alfred Döblin. Eine Biographie. Carl Hanser Verlag. München, Sep 2011
Sonntag, 28. August, 19:00 Uhr, Schloss, Senatssaal (1. OG)
Eintritt frei!