31. Erlanger Poetenfest — 25. bis 28. August 2011
Nebenpodium im Schlossgarten. Moritz Rinke im Gespräch mit Verena Auffermann – Foto: Erich Malter, 2006

Veranstaltung


Unser Freund, das Atom
mit Peter Glaser und Florian Felix Weyh, Lesungen: Markus Hoffmann –
historische O-Töne, Musik und Filmausschnitte

Am Anfang steht wissenschaftliche Faszination, am Ende die Erkenntnis, gegen unübersehbare Katastrophen nicht gewappnet zu sein. Die Geschichte der Kernspaltung ist keine 80 Jahre alt, doch reich an Mentalitätsbrüchen: mal nukleare Bedrohung durch die Militärs, mal Heilsversprechen, dem Energienotstand der Nachkriegszeit mit billigem und sauberem Strom zu entkommen. Es waren nicht die dümmsten Köpfe, die von den 40er- bis in die 60er-Jahre dem Atom eine glänzende Zukunft voraussagten. Und doch überrascht die Unbefangenheit, mit der die neue Energieform im Alltag verkitscht und verherrlicht wurde. Amerikanische Jungen konnten sich mit Atombaukästen spielend dem künftigen Ingenieursberuf nähern, Walt Disney drehte den Schulfilm „Unser Freund, das Atom“ und in Deutschland brachte der Econ Verlag ein Sachbuch zur Atomenergie in Reimen heraus. Radioaktive Zahnpasta verkörperte die gleiche Modernität wie die Fußröntgenapparate in Schuhgeschäften, die besorgten Müttern bewiesen, dass die anprobierten Kinderschuhe keineswegs zu eng waren; Sorge über Radioaktivität kam dabei nicht auf.
Es ist leicht, sich heute darüber lustig zu machen oder den damaligen Unverstand zu beklagen. Der Bachmann-Preisträger, Mitbegründer des Chaos Computer Clubs und Technikmentalitätsforscher Peter Glaser versucht zusammen mit dem Publizisten Florian Felix Weyh, dem Phänomen mit vorurteilsfreier Neugierde zu begegnen. Anhand von Originaltexten, akustischen O-Tönen, Fotos und filmischen Dokumenten unternehmen beide eine Zeitreise zurück in die euphorischen Jugendjahre der Kernenergie. Konnte man damals schon wissen, dass Ereignisse wie Tschernobyl und Fukushima der Utopie einst den Garaus machen würden? War wirklich nur die Propaganda der Atomlobby am Werk – oder vielleicht doch ehrliche Technikbegeisterung in der Bevölkerung? Immerhin hatten uns die 50er-Jahre einen unerschütterlichen Glauben an technische Machbarkeit voraus. Eines sollte jedenfalls selbstverständlich sein: Großprojekten, die mehrere Generationen in ihren Bann zogen, ruft man ein angemessenes „Adieu!“ hinterher.
Florian Felix Weyh

Freitag, 26. August, 20:30 Uhr, Glocken-Lichtspiele
Eintritt: 9,– / erm. 7,50 Euro

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