Mirko Bonné

Mirko Bonné erzählt in seinen Büchern von extremen Bewegungen im Raum. Der Roman „Ein langsamer Sturz“ (2002) dreht sich um die Erfahrungen eines Mannes, der einen Flugzeugabsturz in der Türkei überlebt. Die zeitgenössische Abenteuergeschichte „Der eiskalte Himmel“ (2006) hat die Südpolexpedition von Sir Ernest Shackleton zum Gegenstand, der sich kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs mit 28 Männern ins Ungewisse begibt. Bonnés Gedichtbände „Hibiskus Code“ (2003) und „Die Republik der Silberfische“ (2008) spannen ebenso leichthändig Assoziationsnetze wie seine gerade erschienenen Essays „Ausflug mit dem Zerberus“ (2010). Ein Fluchtpunkt, der auch den Roman „Wie wir verschwinden“ (2009) bestimmt, ist der französische Existenzialist Albert Camus. Ausgehend von Camus’ Unfalltod am 4. Januar 1960 rollt Bonné, der 1965 in Tegernsee geboren wurde, als Altenpflegehelfer und Taxifahrer arbeitete und heute in Hamburg lebt, die spannungsgeladenen Lebensgeschichten zweier Jugendfreunde auf. In „Ausflug mit dem Zerberus“ bildet Camus ebenfalls ein Kraftfeld und steht neben der Figur eines Großonkels, der einerseits Kindheitserinnerungen wachruft, sich andererseits zu einer literarischen Imagination verselbstständigt. „Das Tragische gehöre verworfen, nachdem man ihm ins Gesicht geblickt habe, nicht vorher, schreibt Albert Camus, der in diesem Auto starb, als es in dem kleinen Ort Villeblevin gegen einen Baum raste“, heißt es einmal. Immer wieder geht es um die Möglichkeiten der Fiktion. Oft bilden dabei Notizen über besondere Orte den Ausgangspunkt: eine Walfangstation in der Antarktis, das Bügeleisen-Haus in New York, die Falkland-Inseln, eine Amsterdamer Kneipe. Die Wirklichkeit ist nie nur das, was sie vorgibt zu sein. Sie gerät ins Schlingern, wenn die Literatur ins Spiel kommt. (M. A.)
Auszeichnungen u. a.: Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis (2001), Ernst-Willner-Preis (2002), Förderungspreis zum Kunstpreis Berlin (2004), New York-Stipendium des Deutschen Literaturfonds (2007), Ernst-Meister-Förderpreis (2008), Marie-Luise-Kaschnitz-Preis (2010).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Langrenus“, Gedichte, Rospo, Hamburg 1994
– „Gelenkiges Geschöpf“, Gedichte, Rospo, Hamburg 1996
– „Der junge Fordt“, Roman, DuMont, Köln 1999
– „Ein langsamer Sturz“, Roman, DuMont, Köln 2002
– „Hibiskus Code“, Gedichte, DuMont, Köln 2003
– „Der eiskalte Himmel“, Roman, Schöffling & Co., Frankfurt a. M. 2006
– „Die Republik der Silberfische“, Gedichte, Schöffling & Co., Frankfurt a. M. 2008
– „Wie wir verschwinden“, Roman, Schöffling & Co., Frankfurt a. M. 2009
– „Ausflug mit dem Zerberus“, Schöffling & Co., Frankfurt a. M. 2010

Samstag, 28. August, 15:30 Uhr, Schlossgarten


 

Druckansicht