Volker Braun

„Ernüchterung ist die Arbeit unserer Literatur. Arbeit gegen das Deckgebirge der Verheißungen, wenn wir uns zu den Propheten von übermorgen machen wollen.“ Volker Braun schrieb diese Sätze über Rimbaud. 1939 wurde er in Dresden geboren. Nach dem Abitur bemühte er sich zunächst vergeblich um einen Studienplatz. Nach einigen Jahren als Druckereiarbeiter, Tiefbauarbeiter im Kombinat Schwarze Pumpe und Maschinist im Tagebau durfte er endlich in Leipzig Philosophie studieren. Danach arbeitete er als Dramaturg am Deutschen Theater Berlin und am Berliner Ensemble, wohin er von 1977 bis 1990 als Hausautor zurückkehrte. Der Schriftsteller Braun, der als Dramatiker, Essayist und Erzähler immer ein politischer Autor blieb, erprobte sich zunächst als Lyriker. Seine Gedichte erschienen in Zeitschriften, Anthologien und Sammelbänden. In seinen Texten wies sich Braun nach Kritikermeinung als ein „Wiedergänger des realen Sozialismus“ aus, und er blieb es auch nach dem Zusammenbruch des SED-Staates im realen Kapitalismus. Schreiben war und ist für ihn untrennbar mit politischer Wirksamkeit verbunden.
In der DDR galt der mehrfach ausgezeichnete Braun als Repräsentant und zugleich Außenseiter der Literaturszene. Trotz der kritischen Distanz zur DDR gehörte er dem P.E.N.-Zentrum der DDR und dem Vorstand des Schriftstellerverbands sowie der Akademie der Künste der DDR an. 1976 zählte er zu den Erstunterzeichnern beim Protest gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. Auch in den 80er-Jahren beharrte der von 1975 bis 1983 von der Staatssicherheit der DDR bespitzelte Braun mit seiner literarischen Arbeit auf einem besseren Sozialismus in der besseren Hälfte Deutschlands. Nach dem Zusammenbruch des SED-Staates wurde aus dem hellsichtigen DDR-Dichter ein Kritiker der neuen Illusionen.
siehe auch Autorenporträt: Volker Braun
Auszeichnungen u. a.: Heinrich-Heine-Preis des Ministeriums für Kultur der DDR (1971), Heinrich-Mann-Preis (1980), Lessing-Preis der DDR (1981), Bremer Literaturpreis (1986), Nationalpreis der DDR, 1. Klasse (1988), Berliner Literaturpreis (1989), Schiller-Gedächtnispreis (1992), Deutscher Kritikerpreis (1996), Hans-Erich-Nossack-Preis, Erwin-Strittmatter-Preis (1998), Georg-Büchner-Preis (2000), ver.di-Literaturpreis (2007), Candide-Preis (2009).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Provokation für mich“, Gedichte, Mitteldeutscher Verlag, Halle 1965
– „Vorläufiges“, Gedichte, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1966
– „Das ungezwungene Leben Kasts. Drei Berichte”, Aufbau, Berlin/Weimar 1972, Lizenzausgabe Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1972
– „Gegen die symmetrische Welt“, Gedichte, Mitteldeutscher Verlag, Halle 1974, Lizenzausgabe Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1977
– „Training des aufrechten Gangs“, Gedichte, Mitteldeutscher Verlag, Halle 1979
– „Gedichte”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1979
– „Berichte von Hinze und Kunze”, Mitteldeutscher Verlag, Halle 1983, Lizenzausgabe Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1983
– „Langsamer knirschender Morgen“, Gedichte, Mitteldeutscher Verlag, Halle 1987, Lizenzausgabe Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1987
– „Unvollendete Geschichte. Arbeit für morgen“, Mitteldeutscher Verlag, Halle 1988, Lizenzausgabe Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1989
– „Bodenloser Satz”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1990
– „Texte in zeitlicher Folge. 10 Bände”, Mitteldeutscher Verlag, Halle 1989–1993
– „Der Stoff zum Leben 1–3“, Gedichte, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1990
– „Der Wendehals. Eine Unterhaltung”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1995
– „Das Nichtgelebte. Eine Erzählung”, Faber & Faber, Leipzig 1995
– „Lustgarten. Preußen. Ausgewählte Gedichte”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1996
– „Die vier Werkzeugmacher“, Erzählung, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1996
– „Die Unvollendete Geschichte und ihr Ende. Mit zwei Nachträgen”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1998
– „TUMULUS”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1999
– „Das Wirklichgewollte”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2000
– „Wie es gekommen ist. Ausgewählte Prosa”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2002
– „Das unbesetzte Gebiet”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2004
– „Der berüchtigte Christian Sporn. Ein anderer Woyzeck. Zwei Erzählungen”, Insel, Frankfurt a. M. 2004
– „Auf die schönen Possen“, Gedichte, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2005
– „Machwerk oder Das Schichtbuch des Flick von Lauchhammer”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2008
– „Flickwerk”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2009
– „Werktage 1. Arbeitsbuch 1977–1989”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2009

Theater (Auswahl):
– „Hinze und Kunze”, UA Weimar 1968
– „Die Kipper”, UA Städtische Bühnen Leipzig, 1972
– „Tinka”, UA Städtische Bühnen Karl-Marx-Stadt, 1976
– „Guevara oder Der Sonnenstaat”, UA Nationaltheater Mannheim, 1977
– „Simplex Deutsch”, UA Berliner Ensemble, 1980
– „Dmitri”, UA Badisches Staatstheater, 1982
– „Siegfried Frauenprotokolle Deutscher Furor”, UA Deutsches Nationaltheater Weimar, 1986
– „Die Übergangsgesellschaft”, UA Bremer Theater, 1987
– „Transit Europa”, UA Deutsches Theater, Berlin 1988
– „Lenins Tod”, UA Berliner Ensemble, 1988
– „Böhmen am Meer”, UA Schiller-Theater Berlin, 1992
– „Iphigenie in Freiheit”, UA Städtische Bühnen Frankfurt a. M., 1992
– „Die Verstellung”, UA Staatstheater Braunschweig, 1994
– „Limes. Mark Aurel”, UA Staatstheater Kassel, 2002
– „Was wollt ihr denn”, UA Senftenberg Neue Bühne, 2005

Donnerstag, 26. August, 19:00 Uhr, Redoutensaal und
Samstag, 28. August, 20:00 Uhr, Markgrafentheater


 

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