Adolf Muschg

Geboren 1934 im Kanton Zürich, studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie in Zürich sowie zwei Semester lang in Cambridge. 1959 promovierte er mit einer Arbeit über Ernst Barlach. Anschließend arbeitete er zunächst als Lehrer an einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymnasium in Zürich, dann als Hochschuldozent an deutschen, schweizerischen, japanischen und amerikanischen Universitäten. 1970–1999 war er als Professor für Deutsche Sprache und Literatur an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich tätig und 2003–2006 Präsident der Akademie der Künste in Berlin. Muschg wohnt in Männedorf bei Zürich. Sein umfangreiches Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
In seinem neuen Roman „Sax“, der pünktlich zum Poetenfest erscheint, bereitet Adolf Muschg ein aufregendes, mitunter abgründiges Leseerlebnis, mit Figuren wie von Fellini und einer labyrinthischen Architektur. Es ist nicht die Heizung, wenn es im Haus „Zum Eisernen Zeit“ im schweizerischen Münsterburg in den Wänden klopft. Die drei jungen Rechtsanwälte, die als „Trockenwohner“ in die nicht geheuere Dachwohnung ziehen, scheinen die Wiedergänger eher anzuziehen, als sie zu vertreiben. Das beginnt mit dem Freiherrn von Sax und seiner tödlichen Schädelwunde, aber mit ihm endet es nicht, ja nicht einmal mit dem „Gespenst des Kommunismus“ und den bösen Geistern des 19. und 20. Jahrhunderts. Eine Mitgift des Herrn von Sax spukt durch alle Kapitel dieses Romans: die berühmteste Minnehandschrift des Mittelalters, die er als Kriegsbeute mitgehen ließ. Diese Handschrift lebt: Wer sie öffnet, wird mit Haut und Haar hineingezogen. Wer den Sehnsüchten, Liebesgeschichten, Plänen und Karrieren von Muschgs Figuren nachforscht und dabei die dünne Wand zwischen den Lebenden und Toten durchstößt, begegnet der Frage, die beide Seiten umtreibt: die nach dem gelebten und dem ungelebten Leben.
Auszeichnungen u. a.: Preis der Schweizerischen Schillerstiftung (1965), Niedersächsischer Förderungspreis (1966), Georg-Mackensen-Literaturpreis (1967), Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis (1968), Hermann-Hesse-Preis (1974), Literaturpreis der Stadt Zürich (1984), Carl-Zuckmayer-Medaille (1990), Ricarda-Huch-Preis (1993), Georg-Büchner-Preis (1994), Johann-Jacob-Christoph-von-Grimmelshausen-Preis (2001), Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (2004).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Im Sommer des Hasen“, Roman, Arche, Zürich 1965
– „Gegenzauber“, Roman, Arche, Zürich 1967
– „Fremdkörper“, Erzählungen, Arche, Zürich 1968
– „Mitgespielt“, Roman, Arche, Zürich 1969
– „Liebesgeschichten”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1972
– „Albissers Grund“, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1974
– „Entfernte Bekannte“, Erzählungen, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1976
– „Besuch in der Schweiz. Vier Erzählungen“, Reclam, Stuttgart 1978
– „Noch ein Wunsch”, Erzählung, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1979
– „Baiyun oder die Freundschaftsgesellschaft”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1980
– „Leib und Leben“, Erzählungen, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1982
– „Das Licht und der Schlüssel. Erziehungsroman eines Vampirs”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1984
– „Unterlassene Abwesenheit“, Erzählungen, Reclam, Leipzig 1984
„Goethe als Emigrant. Auf der Suche nach dem Grünen bei einem alten Dichter”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1986
– „Der Turmhahn und andere Liebesgeschichten”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1987
– „Ein ungetreuer Prokurist und andere Erzählungen”, Insel, Frankfurt a. M. 1991
– „Der Rote Ritter. Eine Geschichte von Parzivâl”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1993
– „Herr, was fehlt Euch? Zusprüche und Nachreden aus dem Sprechzimmer des heiligen Grals”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1994
– „Nur ausziehen wollte sie sich nicht. Ein erster Satz und seine Fortsetzung”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1995
– „Die Insel, die Kolumbus nicht gefunden hat. Sieben Gesichter Japans”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1995
– „O mein Heimatland! 150 Versuche mit dem berühmten Schweizer Echo”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1998
– „Sutters Glück”, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2001
– „Das gefangene Lächeln. Eine Erzählung”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2002
– „‚Gehen kann ich allein’ und andere Liebesgeschichten”, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2003
– „Der Schein trügt nicht. Über Goethe”, Insel, Frankfurt a. M. 2004
– „Eikan, du bist spät“, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2005
– „Kinderhochzeit“, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2008
– „Sax“, Roman, München, C. H. Beck, August 2010

Samstag, 28. August, 14:00 Uhr, Nebenpodium I
Sonntag, 29. August, 11:00 Uhr, Redoutensaal und 16:00 Uhr, Schlossgarten


 

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