Rafael Seligmann

Als Sohn eines Angestellten 1947 in Tel Aviv geboren. Sein Vater stammte aus dem schwäbisch-bayerischen Städtchen Ichenhausen nahe Günzburg, seine Mutter, gebürtig aus Galizien, war im Berliner Scheunenviertel aufgewachsen. Beide waren Mitte der 30er-Jahre auf der Flucht vor der NS-Herrschaft nach Palästina ausgewandert und hatten sich in Tel Aviv kennengelernt. Als Zehnjähriger zog Seligmann mit seiner Familie nach Deutschland und wuchs in München auf. Nach Absolvierung einer Fernsehtechnikerlehre und des Abiturs auf dem zweiten Bildungsweg studierte er Neuere Geschichte und Politikwissenschaft in München und Tel Aviv, 1982 Promotion über Israels Sicherheitspolitik. Seit Ende der 1970er-Jahre ist Seligmann journalistisch tätig, unter anderem als Redakteur der Tageszeitung „Die Welt”, außenpolitischer Referent der CDU (1981/82) und Chefredakteur der von ihm gegründeten „Jüdischen Zeitung”. 1985–1988 Akademischer Rat sowie bis 1991 Dozent für Internationale Beziehungen am Geschwister-Scholl-Institut der Universität München. Seit 2004 ist er Chefredakteur der englischsprachigen „Atlantic Times”. Seligmann lebt seit 1999 in Berlin.
Mit zahlreichen Essays, Kommentaren und Serien für den „Spiegel”, „Die Welt”, „Das Sonntagsblatt”, „Bild” und die „tageszeitung” hat er sich einen einzigartigen Ruf als Publizist, Romancier und unabhängiger Kommentator unserer Gesellschaft erworben und wurde zu einer wichtigen Stimme in diesem Land. In seiner im Herbst erscheinenden Autobiografie „Deutschland wird dir gefallen“ erzählt Rafael Seligmann sein Leben mit einem besonderen Blick von außen: Als er als Zehnjähriger von Israel nach München zieht, ist er plötzlich Analphabet. Deutsch ist seine Muttersprache, aber er kann sie zunächst weder lesen noch schreiben. Doch kommt er nie auf die Idee, seine jüdische Identität zu verleugnen – auch nicht, als er feststellt, dass die israelische Gesellschaft nicht die seine ist. Mit wachsender Bindung an die deutsche Sprache und Kultur findet er seine Heimat, nutzt aber die Sonderstellung, um seine Beobachtungsgabe zu schärfen. So wird er zum unverwechselbaren Romancier und Publizisten, der sich konsequent allen Erwartungshaltungen verweigert und dadurch als deutscher, jüdischer Autor und Chronist eminente Bedeutung erlangt hat.
siehe auch Veranstaltung: Rafael Seligmann: Deutschland wird dir gefallen

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Rubinsteins Versteigerung“, Roman, Eichborn, Frankfurt a. M. 1989
– „Die jiddische Mamme“, Roman, Eichborn, Frankfurt a. M. 1990
– „Mit beschränkter Hoffnung. Juden, Deutsche, Israelis”, Hoffmann und Campe, Hamburg 1991
– „Der Musterjude“, Roman, Claassen, Hildesheim 1997
– „Schalom meine Liebe“, Roman, dtv, München 1998
– „Der Milchmann“, Roman, dtv, München 1999
– „Hitler. Die Deutschen und ihr Führer”, Ullstein, München 2004
– „Die Kohle-Saga. Der Tatsachenroman aus dem Revier”, Hoffmann und Campe, Hamburg 2006
– „Revier im Wandel. Die Kohle-Saga geht weiter“, Hoffmann und Campe, Hamburg 2008
– „Deutschland wird dir gefallen“, Autobiografie, Aufbau, Berlin, Oktober 2010

Samstag, 28. August, 15:30 Uhr, Schloss, Senatssaal (1. OG)


 

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