Hans Joachim Schädlich

Geboren 1935 in Reichenbach im Vogtland, Studium der Germanistik in Berlin und Leipzig, 1960 Dissertation über die „Phonologie des Ostvogtländischen”. 1959 bis 1976 war Schädlich wissenschaftlicher Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin, anschließend als freier Übersetzer tätig. Bereits Ende der 60er-Jahre begann er neben seiner beruflichen Tätigkeit mit dem Schreiben. Schädlichs Texte, in denen er mit Akribie und Fantasie zugleich das Leben in der DDR und die Machtmechanismen darstellte, fanden interessierte Lektoren bei verschiedenen DDR-Verlagen, die jedoch wegen der politischen Brisanz seiner Arbeiten keine Veröffentlichung wagten. Im Dezember 1976 erklärte sich Schädlich durch eine Unterschrift mit jenen zwölf prominenten DDR-Schriftstellern solidarisch, die in einem offenen Brief gegen die Zwangsausbürgerung Wolf Biermanns protestierten. Er verlor daraufhin seinen Posten bei der Ost-Berliner Akademie der Wissenschaften und musste sich fortan als freiberuflicher Übersetzer den Lebensunterhalt verdienen. Schädlich entschloss sich daraufhin im Frühjahr 1977, seine Prosatexte in der Bundesrepublik zu veröffentlichen. Im August 1977 erschien bei Rowohlt sein zum Klassiker gewordener Prosaband „Versuchte Nähe“, den die westdeutsche Kritik in seltener Einmütigkeit als außerordentliches literarisches Ereignis feierte. Im September 1977 stellte Schädlich einen Ausreiseantrag, der zunächst abschlägig beschieden, im Dezember schließlich genehmigt wurde. Nach kurzen Aufenthalten in Hamburg und Dahlenburg lebt er seit 1979 wieder in Berlin.
siehe auch Autorenporträt: Hans Joachim Schädlich
Auszeichnungen u. a.: Rauriser Literaturpreis (1977), Marburger Literaturpreis (1986), Hamburger Literaturpreis für Kurzprosa (1988), Thomas-Dehler-Preis (1989), Berliner Literaturpreis der Stiftung Preußische Seehandlung, Johannes-Bobrowski-Medaille, Heinrich-Böll-Preis (1992), Hans-Sahl-Preis (1995), Kleist-Preis (1996), Schiller-Gedächtnispreis (1998), Lessing-Preis des Freistaates Sachsen (2003), Hoffmann-von-Fallersleben-Preis (2004), Samuel-Bogumil-Linde-Preis (2005), Großer Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, Preis der SWR-Bestenliste (2007), Bremer Literaturpreis (2008). Mitglied des P.E.N. und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt.

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Versuchte Nähe”, Prosa, Rowohlt, Reinbek 1977
– „Der Sprachabschneider”, mit Zeichn. von A. Glienke, Rowohlt, Reinbek 1980
– „Irgend etwas irgendwie. Zehn Texte”, mit Zeichn. von G. Böhmer, BrennGlas, Assenheim 1984
– „Mechanik“, BrennGlas, Assenheim 1985
– „Tallhover”, Roman, Rowohlt, Reinbek 1986
– „Ostwestberlin”, Prosa, Rowohlt, Reinbek 1987
– „Schott”, Roman, Rowohlt, Reinbek 1992
– „Die Sache mit B.”, in: „Kursbuch“, Reinbek 1992
– „Mal hören, was noch kommt / Jetzt, wo alles zu spät is. Zwei Erzählungen“, Rowohlt, Reinbek 1995
– „Der Kuckuck und die Nachtigall. Ein Märchen”, mit Radierungen von A. Bleisteiner, Wallstein, Göttingen 1996
– „Vertrauen und Verrat”, Wallstein, Göttingen 1997
– „Trivialroman”, Rowohlt, Reinbek 1998
– „Gib ihm Sprache. Leben und Tod des Dichters Äsop. Eine Nacherzählung”, Rowohlt, Reinbek 1999
– „Zwischen Schauplatz und Elfenbeinturm”, Wallstein, Göttingen 2001
– „Anders“, Roman, Rowohlt, Reinbek 2003
– „Der andere Blick. Aufsätze, Reden, Gespräche”, Rowohlt, Reinbek 2005
– „Vorbei. Drei Erzählungen”, Rowohlt, Reinbek 2007
– „Kokoschkins Reise”, Roman, Rowohlt, Reinbek 2010

Freitag, 27. August, 20:30 Uhr, Markgrafentheater


 

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