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Sonntagsmatinee: Die Unsichtbarkeit des Geldes
Finanzkrise, Vertrauenskrise, Krise der Demokratie?
Podiumsdiskussion mit Friedrich Dieckmann, Eva Menasse, Herfried Münkler, Klaus Staeck und Ilija Trojanow, Moderation: Wilfried F. Schoeller

Jedermann redet von ihr, als sei sie eine mit Krankheit geschlagene, verstörende Nachbarin: die Krise. Ihre Auswirkungen sind in aller Drastik bekannt. Unzählige Menschen wurden um ihre Ersparnisse gebracht, viele Firmen gehen bankrott, der Mittelstand ist in Nöten, Stiftungen lösen sich auf. Noch die Enkel werden sich mit den Schulden herumschlagen, die der Staat schon bisher gemacht hat, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Die Folgen der Krise ergeben einen bodenlosen Fortsetzungsroman.
Aber die Krise selbst ist ein flüchtiger Schemen. Sie zeigt sich fast nur in dem, was sie anrichtet, ansonsten ist sie ziemlich unsichtbar. Und sie wird vor den Wahlen schon wieder mit Scheinoptimismus verkleistert, bevor ihre gravierendste Wirkung, die Massenarbeitslosigkeit, sich mit bestürzenden Zahlen zeigen wird. Ist sie nur ein Risikofaktor im Spiel einiger durchgeknallter global players? Oder die naturwüchsige Gestalt der unregulierten Finanzwirtschaft? Das Kind eines Kapitalismus, der sich zu Tode siegt? Gewissheiten wollen sich nicht einstellen. Nicht zuletzt besteht die Krise in einem grassierenden Mangel an Sprachkraft außerhalb des Börsenlateins. Der Glaube an die Regelkraft des Staates nimmt ab, die Politikverdrossenheit der Bürger wächst weiter. Der Rat der Experten selbst ist extrem krisenanfällig und die Weisheit der Manager auf einer Schwundstufe der moralischen Autorität. Welche Auswege könnte es in geistiger Hinsicht geben? Welche Rolle können die Schriftsteller und Künstler übernehmen, wenn die Wahl besteht zwischen dem Rückgriff auf Marxens Gesellschafts- und Ökonomiekritik oder eine neue Hinwendung zu Karl Poppers, dem antiideologischen Philosophen der offenen Gesellschaft? Darüber diskutieren mit Wilfried F. Schoeller die Schriftsteller Friedrich Dieckmann, Eva Menasse und Ilija Trojanow, der Politikwissenschaftler Herfried Münkler und der Präsident der Akademie der Künste Berlin, Klaus Staeck.
Wilfried F. Schoeller

Sonntag, 30. August, 11:00 Uhr, Redoutensaal

 

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