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Mörderisches Franken – Krimis aus der Heimat
Lesungen und Gespräche mit Dirk Kruse, Elmar Tannert, Norbert Treuheit
und Helmut Vorndran, Moderation: Herbert Heinzelmann

Was ist ein Frankenkrimi? Man kann einfach antworten: Kriminalhandlung plus fränkische Landschaft, Kriminalhandlung plus fränkischer Dialekt, Kriminalhandlung plus fränkisches Bier (bzw. Frankenwein). Man kann komplexer formulieren: Der Frankenkrimi ist ein Subgenre des Regionalkrimis, der in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre seinen Siegeszug durch Deutschland antrat. Regionale Verlage wie Emons in Köln oder Grafit im Ruhrgebiet gaben regionalen Autoren (oft literarischen Debütanten) die Chance, Kriminalgeschichten zu veröffentlichen, die in regionalen Kulissen spielen und mit viel Lokalkolorit ausgestattet sind. Der erfolgreichste Regionalkrimiautor ist Jacques Berndorf mit seinen Büchern über die Eifel in Millionenauflage. Die Leser reagieren nämlich positiv auf Romane, die in einer Gegend spielen, in der sie sich auskennen. So wurde der Regionalkrimi ein Erfolg und deshalb breitet er sich seit der Jahrtausendwende auch in Franken heftig aus. Vom Kreuzberg der Rhön bis zum Schmausenbuck in Nürnberg, von der Würzburger Kilianbrücke bis zum Fränkischen Seenland – überall ermitteln die heimischen Kriminalisten aus den Computern heimischer Autoren und finden ein heimisches Lesepublikum. Die Vermutung liegt nahe, auf literarische Bedeutung könnte es den Lesern dabei weniger ankommen, als auf den Wiedererkennungseffekt bei den beschriebenen (Stadt-)Landschaften und Mentalitäten. In jedem Fall ist der Frankenkrimi ein Erfolgsphänomen, das sich gerade auf seinem Höhepunkt befindet. Es verführte den bisher wenig zur Narrativität neigenden Schriftsteller Elmar Tannert zur Genreliteratur („Rache, Engel!“, zusammen mit Petra Nacke), eröffnete dem Rundfunkjournalisten Dirk Kruse ein neues Betätigungsfeld („Tod im Augustinerhof“, „Requiem“) und mit „Das Alabastergrab“, dem Erstlingswerk des Bamberger TBC-Kabarettisten Helmut Vorndran, etablierte der Kölner Emons Verlag sogar eine eigene Franken-Krimi-Schiene. Auch der Cadolzburger ars vivendi-Verleger Norbert Treuheit setzt auf Frankenkrimis. Das Phänomen will diskutiert werden.
Herbert Heinzelmann


Sonntag, 30. August, 19:00 Uhr, Schloss, Senatssaal (1. OG)

 

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