Jens Petersen So souverän, wie der 1976 in Pinneberg geborene und heute in Zürich lebende Neurologe Jens Petersen, der in München, Lima, New York und Buenos Aires studiert hat und neben journalistischen Texten bereits in Kinder- und Jugendanthologien sowie einen Roman veröffentlichte, hat schon seit Jahren keiner mehr den Ingeborg Bachmann-Preis gewonnen. Auf Vorschlag von Burkhard Spinnen las er in Klagenfurt einen Auszug aus seinem 2010 erscheinenden Roman „Bis dass der Tod“. Ein düsterer Text über eine Liebesbeziehung und ihr tragisches Ende. Die Frau des Protagonisten Alex ist durch eine schwere Erkrankung ein Pflegefall geworden. Er muss ihr Morphium spritzen, sie versorgen. Nach vielen Jahren will er dem Leiden – ihrem und seinem – ein Ende setzen. Die Vorbereitungen für die Verzweiflungstat werden detailliert beschrieben, die Sprache des Autors ist dabei schmerzhaft direkt:„Sobald du abgedrückt hast, wirst du warten, dreißig Sekunden lang. Du wirst dich zwingen, hinzusehen. Das wird ein Problem sein: sie anzusehen. Du wirst hinsehen, und falls sie noch atmet und sich bewegt, ein zweites Mal abdrücken. Du hast über die Todeszeichen gelesen: Manche von ihnen stellen sich erst nach einer Stunde ein. So viel Zeit wirst du nicht haben. Du wirst ihren Puls fühlen, und falls ihre Augen geöffnet sind, wirst du sie schließen. Du wirst dich an ihren Körper drücken, so lange er noch warm ist. Dann wirst du dir den Lauf in die Mulde unter deinem Kinn setzen. Die freie Hand auf ihre Hand legen. Vielleicht in den Himmel sehen.“ Schreiben sei ihm immer schon ein Bedürfnis gewesen, sagt Jens Petersen – das begann bereits als Jugendlicher. „Ich sehe in meiner Arbeit viel Schmerz.“ Dieser Schmerz drängt dazu, ihn auch literarisch zu verarbeiten. „Die Dinge, die man direkt erlebt, prägen einen meiner Ansicht nach ganz besonders.“ Leicht ist der Spagat für ihn nicht immer. Als Mediziner muss er seine Kreativität unterdrücken, als Schriftsteller fehlen ihm wiederum manchmal die Strukturen. Er würde sich wünschen, dass das ein wenig umgekehrt wäre. Am Poetenfest-Wochenende ist ihm der Spagat auf eine andere Weise zum Glück gelungen. Eine Kollege hat freundlicherweise seinen Bereitschaftsdienst übernommen ... Auszeichnungen u. a.: Literaturstipendium der Stadt München (2003), Aspekte-Literaturpreis, Bayerischer Kunstförderpreis, Kranichsteiner Literatur-Förderpreis (2005), Evangelischer Buchpreis (2007), Ingeborg Bachmann-Preis (2009). Veröffentlichungen: – „Die Haushälterin“, Roman, DVA, München 2005 – „Bis dass der Tod“, Roman, DVA, München, 2010 Sonntag, 30. August, 15 Uhr, Schlossgarten |
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