Uljana Wolf

„Ich bin ganz streng mit mir, wirklich. Ich schreibe nicht wahnsinnig viel, und das Wenige wird dann noch einmal gewogen. Weil, mir ist nichts abholder, als zu viele Worte in die Welt zu setzen, die überhaupt nicht da sein müssen. Und es wird soviel geschrieben und gesagt, und gerade in der Lyrik darf das nicht sein.“
Die Dichterin Uljana Wolf (Jahrgang 1979) hat sich an ihr strenges Programm gehalten. Nach ihrem Studium der Germanistik, Anglistik und Kulturwissenschaft in Berlin erschien 2005 ihr phänomenales Gedichtbuch „kochanie ich habe brot gekauft“, das sogleich mit dem bedeutendsten deutschen Lyrikpreis, dem Peter-Huchel-Preis, ausgezeichnet wurde. Mit einem tastenden, zärtlichen Wort, mit einer Liebeserklärung setzte dieses Gedichtbuch ein: „Kochanie“, die polnische Vokabel für „Liebster“ oder „Liebste“, traf im Titel des Buches auf einen deutschen Satz, in dem sich die Vokale des polnischen Wortes spiegeln: „ich habe brot gekauft“. An den Reibungspunkten polnischer und deutscher Wörter entstand hier Poesie. Die Reise des poetischen Subjekts führte nach Osten, in deutsch-polnische Grenzräume, zu den Brennpunkten europäischer Geschichte.
Nun, vier Jahre nach ihrem großen Erfolg hat Uljana Wolf erneut die inneren Gesetze der Sprache ausgeleuchtet, um sich zu Gedichten vortasten zu können. In ihrem „DICHTionary“, einem Alphabet in Prosagedichten, verfolgt die Poetin die Bewegungen sogenannter „falscher Freunde“ – Wortpaare aus zwei Sprachen, die gleich aussehen oder klingen, aber unterschiedliche Bedeutungen haben. Eine subtile Expedition in die Grenzbereiche von Wort-Ähnlichkeit, Gleichklang und Differenz der Bedeutung. (M.B.)
„Unbedingt rühmenswert“, nannte die „Süddeutsche Zeitung“ die Tandem-Übersetzung von Christian Hawkeys „Reisen in Ziegengeschwindigkeit“, die Uljana Wolf gemeinsam mit Steffen Popp 2008 auf der Sprachbühne für Übersetzer-Duo mit Autor inszenierte. Auch in „falsche freunde“ geht es um das Thema Übersetzen: um falsche Freunde im lexikalisch-semantischen Bereich, Untertitel im Film (die Gedichte liegen in zwei Varianten vor: Original und OmU), und schließlich um das Über-setzen von Menschen über Grenzen. Uljana Wolf ist in der Erlanger Übersetzer- und Grenzhändlerwerkstatt zu Gast. (A. LS.)
Auszeichnungen u. a.: Wiener Werkstattpreis (2003), Peter-Huchel-Preis, Dresdner Lyrikpreis (2006), Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds (2008).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „kochanie ich habe brot gekauft“, Gedichte, KOOKbooks, Idstein/Berlin 2005
– „falsche freunde“, Gedichte, KOOKbooks, Idstein/Berlin, August 2009
Übersetzung:
– Christian Hawkey: „Reisen in Ziegengeschwindigkeit“, Gedichte, zus. mit S. Popp, KOOKbooks, Idstein/Berlin 2008


Freitag, 28. August, 9 bis 18 Uhr, Markgrafentheater, Bühnenhaus und Sonntag, 30. August, 13:30 Uhr, Schlossgarten

 

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