Inge Jens

Für die breite Öffentlichkeit ist sie die Frau von Walter Jens. Das empfindet sie auch gar nicht als kränkend oder herablassend. Sie habe sich, meint sie, ja selbst nie sehr intensiv für sich interessiert und sich nie mit sich selbst beschäftigt. Inge Jens kann sich jedoch sicher sein, dass sie für Literaturwissenschaftler und Historiker längst in ihrem eigenen Licht steht. Sie erntete Ruhm als Editorin von Tagebüchern und Briefwechseln und wurde mit ihren Biografien zur Bestsellerautorin. 1927 in Hamburg geboren, studierte sie Germanistik und Anglistik und promovierte in Tübingen über die expressionistische Novelle, sie editierte unter anderem Thomas Manns Briefe an Ernst Bertram (1960), die Briefe und Aufzeichnungen aus dem Nachlass von Max Kommerell (1967), die Briefe und Aufzeichnungen der Geschwister Hans und Sophie Scholl (1984) und betreute in der Nachfolge von Peter de Mendelssohn die Herausgabe der Tagebücher Thomas Manns.
Von ihrem eigenen Leben hat Inge Jens bislang wenig Aufhebens gemacht. Jetzt erzählt sie zum ersten Mal ausführlich darüber. Von Kindheit und Jugend in Hamburg; von Studium und Familiengründung in Tübingen; dem Leben an der Seite eines berühmten, vielgefragten Mannes, dem schwierigen Spagat zwischen ihrer Rolle als Mutter und den eigenen beruflichen Ambitionen. Sie berichtet über Begegnungen mit Zeitgenossen wie Hans Mayer, Karola und Ernst Bloch, Golo Mann, Richard von Weizsäcker, Loriot und Carola Stern. Sie schildert ihre Erlebnisse bei den Blockaden gegen die Raketenstationierung in Mutlangen und beim Verstecken amerikanischer Deserteure während des ersten Golfkriegs. Und sie schreibt mit großer Offenheit über die Demenzerkrankung ihres Mannes: „Ich sehe seinem Entschwinden zu.“ Ein mutiges Buch − und eine große Frauenautobiografie.

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Auszeichnungen u. a.: Theodor-Heuss-Preis, zus. mit W. Jens (1988), Ehrendoktor der Universität Gießen (1991), Thomas-Mann-Preis (1995), Wilhelm-Hauenstein-Ehrung der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (1999).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Über Hans Mayer“, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1977
– „Hans Scholl, Sophie Scholl, Briefe und Aufzeichnungen“, S. Fischer, Frankfurt a. M. 1984
– „Thomas Mann. Auszeichnung durch Krankheit“, Universitäts-Verlag, Ulm 2002
– „Frau Thomas Mann. Das Leben der Katharina Pringsheim“, zus. mit W. Jens, Rowohlt, Reinbek 2003
– „Eine deutsche Universität. 500 Jahre Tübinger Gelehrtenrepublik“, zus. mit W. Jens, Rowohlt, Reinbek 2004
– „Katias Mutter. Das außerordentliche Leben der Hedwig Pringsheim“, zus. mit W. Jens, Rowohlt, Reinbek 2005
– „Auf der Suche nach dem verlorenen Sohn. Die Südamerika-Reise der Hedwig Pringsheim 1907/08“, zus. mit W. Jens, Rowohlt, Reinbek 2006
– „Unvollständige Erinnerungen“, Rowohlt, Reinbek 2009


Samstag, 29. August, 17 Uhr, Schloss, Senatssaal (1. OG)

 

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