Sonntagsmatinee: 1968 – 2008. Zeit für eine neue Revolte?
Podiumsdiskussion mit F.C. Delius, Friedrich Dieckmann, Tanja Dückers, Volker Schlöndorff und Peter Schneider, Moderation: Wilfried F. Schoeller

Eine Jahreszahl wie ein Erkennungszeichen: 1968 (und davor und danach gewiss auch) wurde das Land gründlich verändert. Die Ereignisse von damals stehen einer ganzen Generation vor Augen. Aus der Opposition gegen die erstarrte bundesdeutsche Gesellschaft heraus besetzte sie danach selbst die Schalthebel der Macht, gewann die Deutungshoheit über Geschichte und Gegenwart. Der Vorgang ist in unzähligen Varianten überliefert und gibt zu keiner Frage mehr Anlass, auch wenn sich nachfolgende Generationen mit ihrem Kampf gegen die Achtundsechziger oft aufgerieben haben. Eine hypothetische Frage ist der Ausgangspunkt unserer Sonntagsmatinee: Was unterscheidet unsere Verhältnisse von denen vierzig Jahre zuvor, als die Jugend in den westlichen Industriestaaten auf die Straße ging? Die Frage ist eine Sonde, um zu ermitteln, ob das Damals noch in unsere Tage hineinwirkt – als Erinnerung an politische Zeiten, als Appell zum Engagement, als Absage an jede Gewalt. Und ob Aktionsformen des Widerstands gegen Krieg und entfesselten Kapitalismus von früher noch heute brauchbar sein können. Oder ob die Abwendung von Politik, die Ohne-mich-Haltung, vor allem von vielen jungen Leuten praktiziert, angesichts der übermächtigen Großstrukturen von Wirtschaft und Bürokratie nicht gerade zwangsläufig ist. Und ob sich neue Aktionsformen des Protests gegen das Verhängnis der Globalisierung und gegen den Bürokratismus der EU für die Sicherung der Zivilgesellschaft finden lassen. Die Sonntagsmatinee hat prominente Gäste: Friedrich Christian Delius hat unter anderem eine Romantrilogie über den Deutschen Herbst vorgelegt, Peter Schneider konfrontiert in seiner neuen Erzählung „Rebellion und Wahn“ sein jugendliches Ich mit den Einsichten und Lebenserfahrungen von heute; Friedrich Dieckmann erinnert an die Opposition 1968 in der einstigen DDR und fragt nach ihrem Erbe, Volker Schlöndorff vergegenwärtigt in seinen Erinnerungen „Licht, Schatten und Bewegung“ die Zeit und wie er mit Filmen auf sie reagiert hat.
Wilfried F. Schoeller

Sonntag, 31. August, 11.00 Uhr, Redoutensaal