Auf fremden Pfaden – Eine Nacht mit Karl May
Lesungen, Filme, Ausstellung und Gespräche mit Rolf-Bernhard Essig, Bernhard Schmid (Karl May-Verlag) und Helmut Schmiedt (Karl May-Gesellschaft), Moderation: Herbert Heinzelmann. Es lesen: Jochen Kuhl, Denis Larisch und Andreas Petri

Die Bücher von Karl May: Sind das Legenden oder werden sie immer noch gelesen? Sind es Ladenhüter oder rentieren sich Neuauflagen? Gerade in jüngster Zeit tritt der Bamberger Karl May-Verlag mit einer regelrechten Publikations-Offensive um seinen Hausautor hervor. Es gibt Ausgrabungen wie Mays allererste Arbeit als Redakteur, „Das Buch der Liebe“. Dazu kommen Prachtbände über Karl Mays Leben oder über die Illustrationen, die erste Bilder zu seinem Werk schufen – lange bevor das Kino den Mythos von Kara Ben Nemsi und Old Shatterhand neu aufpolierte. Mays Briefwechsel werden endlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die historisch-kritische May-Ausgabe, ursprünglich ein Konkurrenz-Projekt, erscheint inzwischen im Karl May-Verlag. Und der Anreger dieser Ausgabe, der große Bamberger Publizist Hans Wollschläger, hat als letzte Arbeit vor seinem Tod im letzten Jahr die Herausgabe der Manuskriptfassung von Mays Alterswerk „Ardistan und Dschinnistan“ betreut. Außerdem ist der grandiose Aufschneider aus Sachsen in vielen neuen Medien präsent. Die Winnetou-Parodie „Der Schuh des Manitu“ (2001) ist der kommerziell erfolgreichste Film der deutschen Nachkriegsgeschichte. In Hörbüchern werden Mays Werke vertont, und in diesem Sommer kommt das erste Winnetou-Computerspiel auf den Markt. Außerdem waren bundesweit nur wenige Ausstellungen so gut besucht, wie die umfangreiche Karl May-Schau „Imaginäre Reisen“ 2007 im Deutschen Historischen Museum zu Berlin. Der Magnetismus des Reiseerzählers scheint also ungebrochen. Immer noch gilt er mit mehr als 100 Millionen verkaufter Exemplare als der meistgelesene Schriftsteller deutscher Sprache. Andererseits ist er gerade Vertretern der jüngeren Generationen eher aus Filmen ein Begriff, als aus der eigenen Lektüre. Vielleicht ist Karl May doch auf dem Weg zur lieben, aber nur noch in vagen Umrissen bekannten Literatur-Legende.
Darüber wird in der Karl May-Nacht zu diskutieren sein. Allerdings soll der sächsische Welten-Träumer auf dem Poetenfest nicht nur diskursiv behandelt werden. Vielmehr wird er für alle Sinne präsentiert. Im Schlossgarten stehen Indianer-Tipis, in denen nachmittägliche Lesungen für Kinder stattfinden, Karl May-Filme laufen und die Küche der Indianer kann verkostet werden, während Mays schönste kulinarische Texte erklingen. Vor der Orangerie stirbt Winnetou. Die Ausstellung „Traumwelten“ zeigt einen Querschnitt der besten Illustrationen zu Mays Romanen. In szenischen Lesungen kommt der Dramatiker, Lyriker, Briefeschreiber und Religionstheoretiker Karl May zu Wort. Ein Podiumsgespräch mit Bernhard Schmid, dem Chef des Bamberger Karl May-Verlags, Helmut Schmiedt, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Karl May-Gesellschaft, und Rolf-Bernhard Essig, dem Verfasser eines „Karl May ABC“, sondiert nach dem kulturellen Stellenwert Mays im Jahr 2008. Kurz vor Mitternacht beginnt schließlich eine filmische Reise „Durch die Wüste“.
Es sieht so aus, als sei die letzte Patrone aus dem alten Bärentöter noch lange nicht verschossen.
Herbert Heinzelmann

Freitag, 29. August, 19.00 Uhr, Orangerie im Schlossgarten

Siehe auch: Der Schatz im Silbersee. Karl May-Lesung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren mit Denis Larisch und Andreas Petri
Freitag, 29. August, 15.00 Uhr, Tipi vor der Orangerie im Schlossgarten
Eintritt frei!