Feridun Zaimoglu

Feridun Zaimoglu, der im anatolischen Bolu 1964 geboren wurde und seit 37 Jahren in Deutschland lebt, wusste nicht, ob er Arzt oder Künstler werden sollte und wurde Schriftsteller. 1995 erschien sein Buch „Kanak Sprak. 24 Misstöne am Rande der Gesellschaft“ und machte ihn bekannt. Mit „Liebesbrand“ ist ihm ein Bestseller gelungen. Feridun Zaimoglu erzählt in dem Roman die Geschichte eines Albtraums: Ein Busunglück in der Türkei. „Es wurde dunkel, es wurde hell, dann aber starb ich“. Der „Sterbende“ bekommt am Unglücksort von einer fremden deutschen Frau Wasser eingeträufelt, das Leben findet in seinen Körper zurück. Die blonde Frau fährt mit einem Auto fort, von dem er das Nummernschild „NI“ erkennt, und führt ein Eigenleben in der Phantasie des Genesenden. Sie ist die Heilige, die Retterin. Er, David, der mit Börsengeschäften ein kleines Vermögen gemacht hat und unabhängig ist, muss sie finden und findet sie wirklich in der Kleinstadt Nienburg. Tyra ist erstaunt. Sie hat ihre Pflicht getan und will nichts von ihm wissen. Ihr eigenes Leben ist kompliziert genug. Der Überlebende will seine Retterin unbedingt besitzen, sie mit in sein Leben nehmen, als sei sein eigenes nur durch ihre Person existent.
Todesangst und Erlösung sind die zentralen Motive des Romans. „Was willst du von mir?“, fragt sie. „Ich will dein Geliebter sein“, antwortet David. Die Liebesgeschichte, die hier erzählt wird und die unerwartet endet, ist vielerlei. Eine Geschichte der Liebe, der Hoffnung, der Suche und die Beschreibung einer Anbetung. David, der Erzähler, verfolgt die Frau aus Nienburg, die sich mit ihm einlässt und flieht nach Neapel und Prag. Seine Liebe ist eine einseitige Obsession. Feridun Zaimoglu hat zwei Geschichten in einer geschrieben. Die Geschichte einer amour fou und eine Heiligengeschichte, in der viele Legenden von der Hl. Magdalena bis zur Figur des Erzengels Gabriel eingeflossen sind. Heilige stehen für das irdische Leben nicht zur Verfügung. Feridun Zaimoglus „Liebesbrand“ ist ein Roman über die Liebe, ihre christlichen Vorbilder und die Hoffnung auf Erlösung. (V. A.)
Auszeichnungen u. a.: Drehbuchpreis des Landes Schleswig-Holstein (1998), Friedrich-Hebbel-Preis (2002), Preis der Jury beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb (2003), Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis (2004), Villa Massimo-Stipendium (2005), Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein (2006), Carl-Amery-Preis, Grimmelshausen-Preis, Tübinger Poetik-Dozentur zus. mit Ilija Trojanow (2007), CORINE Belletristikpreis (2008).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Kanak Sprak. 24 Misstöne vom Rande der Gesellschaft“, Rotbuch, Hamburg 1995
– „Abschaum. Die wahre Geschichte von Ertan Ongun“, Roman, Rotbuch, Hamburg 1997, TB ebd. 2003
– „Koppstoff. Kanaka Sprak vom Rande der Gesellschaft“, Erzählungen, Rotbuch, Hamburg 1998, TB ebd. 2000
– „Liebesmale, scharlachrot“, Roman, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2000, TB ebd. 2002
– „Kopf und Kragen. Kanak-Kultur-Kompendium“, Fischer, Frankfurt a. M. 2001, TB Rotbuch, Hamburg 2006
– „Leinwand“, Roman, Rotbuch, Hamburg 2003
– „German Amok“, Roman, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2002, TB Fischer, Frankfurt a.M. 2004
– „Drei Versuche über die Liebe. Texte zu ‚Casino Leger’, ‚Ja. Tu es. Jetzt’, ‚Halb so wild’“, Stücke, zus. mit Günter Senkel, Monsenstein und Vannerdat, Münster 2004
– „Zwölf Gramm Glück“, Erzählungen, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2004, TB ebd. 2005
– „Leyla“, Roman, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2006, TB Fischer, Frankfurt a. M. 2008
– „Rom intensiv. Mein Jahr in der ewigen Stadt“, TB Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007
– „Liebesbrand“, Roman, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008


Samstag, 30.8., 18.30 Uhr, Schlossgarten