Judith Kuckart „Was ist das nur zwischen Frauen und Männern?“, hatte schon Judith Kuckart eine ihrer Heldinnen in ihrem 2003 erschienenen Erzählungsband „Die Autorenwitwe“ fragen lassen, und im Grunde gibt sie mit jedem Buch eine neue Antwort. Nach ihrem Roman „Kaiserstraße“ (2006) über ein Vater-Tochter-Paar, das sie über fünf Jahrzehnte durch die bundesrepublikanische Geschichte begleitet hatte, geht es in Judith Kuckarts jüngstem Buch „Die Verdächtige“ um eine Liebe, bei der ein Mann vom Morddezernat eine Rolle spielt und eine Frau, die ihren Ehemann in der Geisterbahn verliert und eine Vermisstenanzeige aufgibt. Aber wer verliert wen und wer findet wen? Die Liebesgeschichte ist wie ein Krimi inszeniert. Es wimmelt von Spiegelungen. Der Kommissar ist nämlich gerade von seiner Frau verlassen worden, und der Fall des verloren gegangenen Ehegatten weist etliche dunkle Stellen auf. Je näher der Ermittler der übrig gebliebenen Ehefrau kommt, desto geheimnisvoller wird sie. „Wer erzählt, hat eine Frage“, hieß es in dem 2002 erschienenen Roman „Lenas Liebe“. Damals hatte Kuckart ihre Heldin Lena nach dem Tod ihrer Mutter auf eine Reise in die Vergangenheit geschickt, die bis nach Oświecim führte. Aber statt Klarheit zu gewinnen und den Fragen auf den Grund zu gehen, verstrickte sie sich in neue Geheimnisse. Wünsche schienen das Leben stärker zu beeinflussen, als tatsächliche Begebenheiten. Der Explosivität verdrängter Wünsche erlag bereits Judith Kuckarts Büchernarr in „Der Bibliothekar“ (1998), als sein Liebeswahn seine bildungsbürgerliche Existenz zusammenbrechen ließ. Kuckarts Helden durchlaufen oft einen Desillusionierungsprozess: Plötzlich merken sie, dass ihr Leben ganz anders ist, als sie es sich eigentlich zurechtgelegt hatten. Die Bücher der Theaterwissenschaftlerin und ausgebildeten Tänzerin Judith Kuckart, 1959 in Schwelm/Westfalen geboren, kreisen immer wieder um Einsamkeit, Erotik, das empfindliche Gleichgewicht der Gefühle und die Ungewissheit menschlicher Bindungen. Beziehungen sind für Judith Kuckart immer auch eine Bühne, auf der man sich inszeniert. (M. A.)Auszeichnungen u. a.: Rauriser Literaturpreis (1991), Förderstipendium des Deutschen Literaturfonds (1993), Stadtschreiberin zu Rheinsberg, Villa Massimo-Stipendium (1997), Villa Decius-Stipendium Krakau, Villa Aurora-Stipendium Los Angeles (2000), Stipendium Künstlerhaus Edenkoben (2003), Deutscher Kritikerpreis für Literatur (2004), New-York-Stipendium des Deutschen Literaturfonds (2005). Veröffentlichungen (Auswahl): – „Im Spiegel der Bäche finde ich mein Bild nicht mehr“, Essays zu Else Lasker-Schüler, S. Fischer, Frankfurt a. M. 1985 – „Wahl der Waffen“, Roman, S. Fischer, Frankfurt a. M. 1990, TB btb, München 2008 – „Die schöne Frau“, Roman, S. Fischer, Frankfurt a. M. 1994 – „Der Bibliothekar“, Eichborn, Frankfurt a. M. 1998 – „Lenas Liebe“, DuMont, Köln 2002, TB btb, München 2008 – „Die Autorenwitwe“, Erzählungen, DuMont, Köln 2003 – „Kaiserstraße“, Roman, DuMont, Köln 2006, TB btb, München 2007 – „Dorfschönheit“, Novelle, DuMont, Köln 2006 – „Die Verdächtige“, Roman, DuMont, Köln, August 2008 Samstag, 30.8., 17 Uhr, Schlossgarten |
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