Sonntagsmatinee: Frageraum Europa. Verspielen wir unsere politische Zukunft?
Podiumsdiskussion mit Dieter Bachmann, György Dalos, Georges-Arthur Goldschmidt, Dževad Karahasan, Adam Krzeminski und Perikles Monioudis, Moderation: Wilfried F. Schoeller

Europa steckt wieder mal in einer Krise: Das Gerangel um die Fragen der europäischen Einigung ist nach der deutschen Präsidentschaft in frischer Erinnerung. Ungeklärt sind nach wie vor Umfang und Ziele jenes Vertrags, der nun nicht mehr „Verfassung“ genannt werden soll, nachdem er durch Volksentscheid in zwei Ländern abgelehnt worden ist.
Die EU umfasst nun 27 Staaten, vom Mittelmeer bis an die Grenzen Russlands, aber das schnelle Wachstum hat zu gravierenden Rissen geführt. Zu viele Länder suchen Sonderwege, übertragen ihre innenpolitische Instabilität auf die Gemeinschaft. Wie aber soll Europa vorankommen, wenn es sich in die immer gleichen Querelen um Macht und Einfluss, Proporz und nationalen Eigennutz verstrickt? Über die Gewissheit hinaus, dass Europa eine Wirtschaftsgemeinschaft bildet, zeigen sich wenige dynamische Impulse. Der Gründerwille eines Adenauer, Jean Monet und Robert Schuman, dass Europa das Reich jenseits der Kriege und des mörderischen Nationalismus werden solle, ist erlahmt; eine neue Skepsis, getarnt als Realismus, macht sich auch bei vielen politischen Köpfen bemerkbar; im Osten ist die Angst vor dem deutschen Nachbarn als neuem Hegemon übermächtig.
Die Legitimationskrise der europäischen Idee zeigt sich auch an der mangelhaften Fundierung des wirtschaftlichen Gebildes als kulturelle Größe. Die Bemühungen Brüssels um ein kulturelles Selbstverständnis des Kontinents, und damit auch um die gemeinsamen Traditionen und Werte, sind kümmerlich. Muss gegenwärtig alles in der Klage um Europa enden?
Fünf Schriftsteller und Intellektuelle aus mehreren europäischen Ländern – Ungarn, Frankreich, Bosnien-Herzegowina, Polen und der Schweiz – diskutieren über ihre Vorstellungen.
Wilfried F. Schoeller

Sonntag, 26. August, 11 Uhr, Redoutensaal