Peter Kurzeck

Peter Kurzeck ist ein Fall für sich. Seine Bücher sind Erinnerungen an Momente. Ihn interessiert nicht das Spektakuläre, er sieht die Nebensachen, aus denen sich die Hauptsachen des Lebens zusammensetzen. Der 64-jährige Schriftsteller schreibt aus der Vergangenheit für die Zukunft. Mit den Eltern aus der Tschechoslowakei geflüchtet, in einem oberhessischen Dorf gestrandet (Staufenberg bei Marburg), untergekommen im Stadtleben (Frankfurt am Main), Halt gesucht im Beziehungsleben (Sibylle) und Glück gefunden im Kinderleben (Carina). Er, der passionierte Protokollant der eigenen Biografie. ist ein politischer Schriftsteller, jedenfalls für alle, die davon überzeugt sind, dass das private Leben der Kern des politischen Lebens ist. Mit „Oktober und wer wir selbst sind“ ist Peter Kurzeck bei der zentralen Frage seiner Existenz angekommen: „Wer bin ich, wenn ich nicht bei mir bin.“ Es geht um die Wege der Gedanken von außen nach innen. Kurzeck ist auf der Spur der „Erleuchtung“ mit „kleinen Privatregenbogen“. Peter Kurzecks Kunst der Darstellung von Essen, Trinken, Schlafen, Gehen, Suchen, Notieren, Schreiben reduziert sich auf kurze Sätze. Selten sind es grammatikalisch ordentliche Sätze. Es sind Kompositionen, ein Rondo zum Beispiel, eine Kadenz, ein Allegro. So lesen sich Kurzecks Liebes-Kompositionen: „Manchmal morgens Sibylle ein Stück mit uns mit. Bis zur Haustür. An der Haustür der Abschied und dann noch mit bis an die Ecke Homburger Landstraße. Mitgehen, dann winken und dann noch mal angerannt kommen und noch eine Ecke weiter mit ...“ Durch das Stakkato unmittelbarer Beschreibung erreicht Peter Kurzeck die unmittelbare Teilnahme. Noch bei keinem Buch, behauptet er, habe die Sprache ihn so sehr gepackt. „Ausruhen? Aber das fehlt mir dann morgen früh und was fehlt, fehlt für immer.“ „Oktober und wer wir selbst sind“ ist ein Buch über das Vergehen der Zeit und der Liebe. Geduldige Leser haben Glück. „Mir ist“, schreibt Peter Kurzeck, „als ob ich alles nur träume. Schon länger. Mich auch.“ (V. A.)
Auszeichnungen u.a.: Alfred-Döblin-Preis (1991), Joseph-Breitbach-Preis (1994), Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung Weimar (1995), Großer Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (1999), Stadtschreiber von Bergen-Enkheim, Hans-Erich Nossack-Preis (2000), Preis der Literaturhäuser, Kranichsteiner Literaturpreis (2004).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Der Nußbaum gegenüber vom Laden in dem du dein Brot kaufst. Die Idylle wird bald ein Ende haben!“, Roman, Stroemfeld/Roter Stern, Basel/Frankfurt a.M. 1979 – „Das Schwarze Buch“, Roman, Stroemfeld/Roter Stern, Basel/Frankfurt a.M. 1982, Neuausg. ebd. 2003 – „Kein Frühling“, Roman, Stroemfeld/Roter Stern, Basel/Frankfurt a.M. 1987 – „Keiner stirbt“, Roman, Stroemfeld/Roter Stern, Basel/Frankfurt a.M. 1990 – „Mein Bahnhofsviertel“, Erzählung, Stroemfeld/Roter Stern, Basel/Frankfurt a.M. 1991 – „Vor den Abendnachrichten“, Erzählungen, Das Wunderhorn, Heidelberg 1996 – „Übers Eis“, Roman, Stroemfeld/Roter Stern, Basel/Frankfurt a.M. 1997, TB Suhrkamp, Frankfurt a.M. 2001 – „Als Gast“, Roman, Stroemfeld/Roter Stern, Basel/Frankfurt a.M. 2003 – „Ein Kirschkern im März“, Roman, Stroemfeld/Roter Stern, Basel/Frankfurt a.M.. 2004 – „Oktober und wer wir selbst sind“, Roman, Stroemfeld/Roter Stern, Basel/Frankfurt a.M. 2007

Samstag, 25. August, 15 Uhr, Schlossgarten